25. April 2012

III - Dogma 95



Thomas Vinterberg
Oder auch der „Schwur der Keuschheit“. 1995 Stellten einige Regisseure um Thomas Vinterberg und Lars von Trier einige Regeln auf, die den Film zu ihrer ursprünglichen Kunst zurückführen sollten. Entstanden sind einige, die auch auf meiner Liste von Filmen stehen. Zum Vergleich und zum Überblick wäre es sinnvoll, diese hintereinander zu sehen und ebenfalls sinnvoll ist es sicherlich, sich vorher einen kleinen Überblick zu verschaffen, was genau man denn jetzt sieht und um was es sich bei Dogma 95 eigentlich wirklich handelt.

Nun, die Essenz sind zehn Regeln, die oft im Internet zitiert werden. Der Einfachheit halber bediene ich mich hier mal der deutschen Wikipedia, man möge es mir verzeihen:

1.       Als Drehorte kommen ausschließlich Originalschauplätze in Frage, Requisiten dürfen nicht herbeigeschafft werden.
2.       Musik kann im Film vorkommen (zum Beispiel als Spiel einer Band), darf aber nicht nachträglich eingespielt werden.
3.       Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden.
4.       Die Aufnahme erfolgt in Farbe, künstliche Beleuchtung ist nicht akzeptabel.
5.       Spezialeffekte und Filter sind verboten.
6.       Der Film darf keine Waffengewalt oder Morde zeigen.
7.       Zeitliche oder lokale Verfremdung ist verboten – d. h. der Film spielt hier und jetzt (also nicht etwa im Mittelalter oder in einer entfernten Zukunft oder in einem anderen als dem Produktionsland, auf einem fremden Planeten, in einer fremden Dimension o. Ä.).
8.       Es darf sich um keinen Genrefilm handeln.
9.       Das Filmformat muss Academy 35 mm sein.
10.   Der Regisseur darf weder im Vor- noch im Abspann erwähnt werden.


Lars von Trier
Interessante Regeln, die allem anscheinen nach interessante Filme versprechen. Ich selbst habe mit Dogma 95 noch keinerlei Erfahrung, weswegen ich mich mit den nächsten Filmen ins kalte Wasser begeben werde. Allerdings noch zu erwähnen sei, dass sich die Regisseure mit der Zeit immer weiter vom eigens entworfenen Konzept entfernten und trotzdem Filme noch – mehr oder weniger – unter der Flagge der Keuschheit drehten … aber wohl nicht ganz so unbefleckt wie 1995 gepredigt.



23. April 2012

Oldboy




Jahr: 2003

Genre: Thriller

Regie: Park Chan-wook

Schauspieler: Choi Min-sik









Plot:
Fünfzehn Jahre in einem Zimmer eingesperrt. So ergeht es Oh Dae-su, einem kleinen Mann und Familienvater. Ohne einen Grund zu kennen oder sich einen Reim auf seine derzeitige Situation machen zu können fristet er sein Dasein, mit einem Fernseher als einzigen Freund. Dort sieht er auch, dass seine Frau umgebracht wurde und dank DNA-Spuren, die am Tatort hinterlassen wurden, er als Täter gesucht wird. Langsam beginnt er zu verzweifeln und nach mehreren fehlgeschlagenen Suizidversuchen fängt er an, zu trainieren. So vergeht Jahr um Jahr, bis er, nach den schon erwähnten Fünfzehn Jahren, so plötzlich wie er gefangen wurde, wieder freikommt. Er hat nur eins im Sinn: herauszufinden, wer ihn festgehalten hat und blutige Rache nehmen. Doch mit der Zeit drängt sich eine viel wichtigere Frage als das „wer?“ in den Vordergrund … die Frage nach dem „warum?“!

Über den Film:
Der ungewöhnliche Plotanfang von Olboy alleine macht den Film auf eine gewisse Art schon interessant. Die Frage nach dem Wer und vor allem dem Warum zieht sich durch den ganzen Film wie die Blutspur, die Oh Dea-su auf seiner Suche nach Antworten hinterlässt. Dabei finde ich die Leistung von Choi Min-sik, dem Hauptdarsteller erwähnenswert, man nimmt ihm die Rolle des psychisch labilen Rächers und seine Wandlung dorthin über den ganzen Streifen hinweg ab. Park Chan-wook inszeniert die Dae-sus Jagd auf eine ungewöhnliche und fesselnde Weise, in einigen Szenen wie die des Kampfes durch einen Hausflur, kommt dies deutlich heraus, was viel Abwechslung hineinbringt. Filmische Abwechslung tut Oldboy auch ganz gut, ist die Story, wie bei vielen ostasiatischen Filmen, leider sehr konstruiert und etwas künstlich, was zwar ganz gut zum Plot passt, aber ab und an ein wenig negativ auffällt.
Der Film steht in loser Verbindung zu Sympathy for Mr. Vengeance und Lady Vengeance, die zusammen mit Oldboy Park Chan-wooks Rache-Triologie formen.

Meinung:
Oldboy ist Kult. Und das nicht unbedingt zu unrecht. Der ungewöhnliche Aufzieher, die leicht avantgardistischen Stilmittel und nicht zuletzt ein großartiger Choi Min-sik machen aus dem Film ein ganz spezielles Erlebnis. Das Thema Rache, das sich wohl durch viele Filme dieser Region zieht, ist hier zum einen originell und zum andern auch sehr konstruiert umgesetzt. Von Chan-wooks Triologie nimmt er als zweiter Film Platz eins ein. Ein Racheepos mit Kultstatus.

12. April 2012

Elephant




Jahr: 2003

Genre: Drama

Regie: Gus Van Sant

Schauspieler: Alex Frost, John Robinson








Plot:
Ein normaler Tag an einer nicht näher benannten Schule in Portland. John wird von seinem betrunkenen Vater zur Schule gefahren und er muss sich darum kümmern, dass dieser von seinem Bruder abgeholt wird und kommt deswegen zu spät in den Unterricht, was ihm Nachsitzen einbringt. Elias ist Hobbyfotograph mit einer Vorliebe für Portraits. Er läuft über das Gelände auf der Suche nach neuen Motiven und entwickelt diese dann direkt in der schuleigenen Dunkelkammer. Der Sportler Nathan, der vielen Mädchen gefällt, hat nur Augen für seine Freundin Carrie, die sich wiederrum Sorgen um ihre gemeinsame Nacht vor 3 Wochen macht. Eine Gruppe von Schülern diskutiert im Unterricht über das für und wider von Homosexualität und ob man diese den Menschen direkt ansehen würde. Die Mädchengang, bestehend aus Jordan, Brittany und Nicole, allesamt bulimisch, machen sich neben ihrer Figur noch Sorgen um Jungs und ihre Freundschaft. Michelle, ein hässliches Entlein, versucht mit dem Spott ihrer Schulkameraden zurechtzukommen und arbeitet nebenbei in der Bibliothek. Alex und Eric kommen in Militärklamotten und vollgepackten Taschen in die Schule und auf Johns Frage, was sie denn vorhätten, antworten sie nur:

„Verpiss dich man und komm nich‘ wieder, is‘ gleich die Hölle los!“

Über den Film:
Das interessante und gleichzeitig auch irgendwie langweilige an Elephant ist, wie der Film aufgezogen ist. Lange Szenen, in denen die Kamera den verschiedenen Schülern in der typischen „Third-Person“ Sicht durch die Schule folgt. Oftmals minutenlang. Des Weiteren laufen die Handlungsstränge meist noch parallel ab, was vor allem an bestimmten Situationen und Dialogen zu bemerken ist, die immer wieder aus den verschiedenen Schülerperspektiven zu sehen ist. Die Ausnahme davon macht der Anfang des quasi zweiten Teil des Filmes, in denen Eric und Alex zuhause zu sehen sind, und wie sie sich auf ihren Plan vorbereiten: Einen Amoklauf. Und dort liegt auch eine zweite Schwachstelle des Films. Das Thema, das das Massaker an der Columbine High School 1999 aufgreift, wird in mehreren Weisen seltsam wiedergegeben. Zum einen Stellt der Film einfach nur dar, er bewertet nicht, was an sich noch in Ordnung ist. Allerdings stellt er die Täter auch allzu klischeehaft dar. Sie, oder zumindest Alex, ist intelligent, spielt zum Beispiel Beethoven auf dem Klavier, und wird in der Schule gemobbt. Beide spielen Ego-Shooter, gucken Nazi-Dokumentationen und bestellen sich problemlos gefährliche Waffen über das Internet. Das baut ein gewisses Bild eines Amokläufers auf, von dem ich hoffte, dass es längst obsolet ist. Zum anderen ist auch die Reaktion der Schüler auf den Amoklauf selbst nicht unbedingt immer nachvollziehbar, unbeeindruckt und wie in Trance bewegen sie sich durchs Gebäude, während andere erschossen werden. Das könnte eine gewisse, für mich nicht wirklich realistische Lähmung der Schüler sein, oder aber auch einfach an den Laienschauspielern liegen, die im Prinzip alle sich selbst spielen.

Meinung:
Der Schulalltag ist in Elephant sehr interessant dargestellt, etwas langweilig und eintönig, was zu dem Thema soweit aber ganz gut passt. Auch die an sich nur zeigende und nicht bewertende Art des Filmes gefällt mir soweit recht gut, nur leider wird, wie schon geschrieben, ein viel zu klischeehaftes und überholtes Bild des jugendlichen Amokläufers aufgebaut, da hätte ein wenig mehr Differenzierung nicht geschadet. Insgesamt bleibt ein interessanter Film mit einigen Schwächen über eine Materie, an die sich noch nicht sehr viele gewagt haben.

8. April 2012

No Country for old Men




Jahr: 2007

Genre: Thriller

Regie: Joel & Ethan Coen

Schauspieler: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin








Plot:
Texas, 1980: der Vietnamveteran Llewelyn Moss stößt bei einer Jagdausflug auf den Schauplatz eines gescheiterten Drogendeals. Die Drogen befinden sich noch vor Ort und er vermutet, dass auch das Geld, mit dem diese bezahlt werden sollten, nicht weit sein kann. Nach einer Weile entdeckt er unter einem Baum eine weitere Leiche und das Geld in einem Koffer. Als er nachts nochmal zum Ort des Geschehens zurückkehrt wird er von Mexikanern überrascht und er muss fliehen und gleichzeitig seine Frau in Sicherheit bringen.
Anton Chigurh, ein gefühlloser und kaltherziger Killer, sucht genau diesen Koffer. Dank eines Peilsenders, der sich in ihm befindet, folgt er Moss und hinterlässt eine Spur von Leichen auf seinem Weg, das Geld wiederzubeschaffen.
Ed Bell ist der alte Sheriff in der Region, wie schon sein Vater und dessen Vater vor ihm. Er denkt wehmütig an alte Zeiten zurück, in denen man selbst als Gesetzeshüter nicht mit bewaffnet sein musste und kommt mit der Gewalt heutzutage nicht mehr zurecht. Vor allem mit der Gewalt, die durch Moss und vor allem Chigurh, noch auf ihn zukommen wird.

Über den Film:
No Country for old Men ist was Besonderes, in vielen Belangen. Zum ersten fällt direkt auf, dass der Film komplett ohne Sounduntermalung läuft. Die typischen Samples, um in Thrillern die Spannung aufzubauen fehlen, keine Musik unterstreicht dramaturgische Höhepunkte. Das alleine entfaltet schon eine eigene Atmosphäre, wie man sie von anderen Filmen nicht gewohnt ist. Dazu kommt noch, dass die Story eher gemütlich vor sich her plätschert, großartige Schnelle oder Aktion fehlen fast immer. Man mag jetzt meinen, dass das Ganze doch relativ langweilig ist, aber die Spannung, die No Country for Old Men abseits der gewohnten Pfade aufbaut ist grandios und lässt von Langeweile nichts spüren. Dazu kommen noch großartige, gewaltige Bilder der tristen, texanischen Steppe, dessen gefährlich anmutende Einöde perfekt zum Gefühl des Filmes passt. Neben der tollen Technik der Coen-Brüder fällt auch die schauspielerische Leistung der Akteure, vor allem von Javier Bardem als psychopathischer Auftragskiller Chigurh, auf. Ein eher offenes, aber sehr philosophisches Ende durch die Monologe von Tommy Lee Jones Charakter, der resignierte Sheriff Ed Bell, runden das Gesamterlebnis herrlich ab.

Meinung:
No Country for old Men ist ein toller Neowestern. Interessanterweise mit einem Hollywoodhintergrund und relativ neu, bricht der Film aber mit einigen Konventionen des aktuellen Kino, macht das aber konsequent richtig, dass ein tolles Filmerlebnis dabei herauskommt. Spannung und Atmosphäre durch Handlung und nichts anderes.Geldgier wird zum Motor einer jeden Tragödie, ob sich nun Männer um einen Millionenbetrag oder Jungs um eine kleine Belohnung streiten. Texas ist eben kein Land zum alt werden!

7. April 2012

Ichi the Killer




Jahr: 2001

Genre: Horrorthriller

Regie: Takashi Miike

Schauspieler: Nao Omori, Tadanobu Asano









Plot:
Ichi, ein verstörter und labiler junger Mann wurde in seiner Jugend geschlagen, gedemütigt und musste mit ansehen, wie ein Mädchen, das ihm helfen wollte, deswegen missbraucht wurde. Das jedenfalls erzählt ihm Jijii, der die Wut, die Ichi deswegen immer wieder aufbaut, nutzt und sie gegen andere Menschen, vor allem Yakuzas, lenkt, da er denkt, das wären die, die ihn damals verschlugen. So tötet er auch den Yakuza und Boss von Kakihara. Dieser ist sehr masochistisch veranlagt und ist zum einen fasziniert von dem seiner Meinung nach kaltherzigen Killer Ichi und zum anderen will er ihn tot sehen, da er seinen Boss tötete. So begeben sich beide Männer auf die Jagd aufeinander, der Eine getrieben von seinem Hass und seiner Faszination, der Andere gelenkt durch Suggestionen und bewusste Fehlinformationen.

Über den Film:
Ichi the Killer ist ein brutaler Film, sogar für japanische Verhältnisse. Explizite Gewaltdarstellung in Form von grausamen Hinrichtungen oder Massenmorden, extreme Folter und auch Vergewaltigungen werden im Film gezeigt. Letzteres zum Glück nicht ganz so explizit. Das meiste wirkt allerdings derart Überzeichnet, dass man sich als Freund ostasiatischer Splatterfilmen damit anfreunden kann. Genauso überzeichnet sind die beiden Hauptcharaktere, Kakihara und Ichi selbst. Das passt an sich auch ganz gut, stammt die Vorlage von einem mehr oder weniger bekannten Manga. Filmerisch merkt man dies auch ein wenig, oftmals starre Kameraeinstellungen und besonders inszenierte  Bilder erinnern leicht an einen Comic. Allerdings war's das dann auch, der Film lässt sich leicht darauf reduzieren. Die Story ist bis auf die eigentliche Idee eher Standard, jedenfalls so viel wie Ichi the Killer davon erzählt. Was genau hinter allem steckt und vor allem wer dieser Jijii ist und warum er tut, was er tut, bleibt im Dunkeln. Ob er nun einfach mit dem „Bösen“ abrechnen will oder ob er zwischenzeitlich andere, eigennützlichere Pläne verfolgt … Stilistisch ist der Film typisches japanisches Kino und Omori und vor allem Asano als verrücktes Narbengesicht machen ihre Sachen soweit gut.

Meinung:
Übertreibung und Überzeichnung, das kann Ichi the Killer sehr gut. Ob man davon gut unterhalten wird, muss dann doch jeder für sich entscheiden. Wenn man direkte Gewalt- und Folterdarstellung mag – zugegebenermaßen eine etwas seltsame Formulierung – dann sollte man dem Film eine Chance geben, ich für meinen Teil musste mir das ein oder andere Mal das wegschauen verkneifen. Sonst hat Ichi the Killer leider nicht mehr so viel zu bieten, die Gewalt bleibt Selbstzweck. Brutales Japanokino, nicht mehr und nicht weniger.

3. April 2012

Lilja 4-ever




Jahr: 2002

Genre: Drama

Regie: Lukas Moodysson

Schauspieler: Oksana Akinshina, Artyom Bogucharsky









Plot:
Die sechzehnjährige Lilja ist niedergeschlagen. Eigentlich sollte sie mit ihrer Mutter und deren neuen Freund aus der trostlosen Plattenbausiedlung in der ehemaligen Sowjetunion nach Amerika umziehen. Doch dann wird ihr eröffnet, dass die beiden alleine fahren und sie sich in die Obhut ihrer Tante geben soll. Doch diese ist mehr an ihrem eigenen Wohl interessiert, wirft Lilja aus ihrer alten Wohnung und zieht dort kurzerhand selbst ein. In ihrer neuen, sehr gammligen Wohnung will sich Lilja nicht wirklich wohl fühlen. Auch die Gesellschaft des elfjährigen Wolodja, der viel Ärger zuhause hat, hilft ihr nur bedingt über die Probleme hinweg, die sich auftuen. Allen voran fehlt ihr das Geld zum Leben. Durch eine Freundin, die sich in einer Disco an Männer verkauft wird ihr ein neuer Weg aufgezeigt. Da Lilja keinen anderen Ausweg sieht, dank mangelnder Schulausbildung und genereller Jobflaute, lässt sie sich darauf ein. Bei ihren nächtlichen Unternehmungen lernt sie Andrej kennen, ein netter, junger Mann, der offensichtlich mehr von ihr will als nur Sex für Geld. Nach einigen Treffen verspricht er ihr eine tolle Zukunft mit Wohnung und Arbeit in seiner eigentlichen Heimat, Schweden ….

Über den Film:
Lukas Moodyssons Drama über das Elend in ehemals sowjetischen Arbeitergegenden, jetzt Ghettos, stellt kompromisslos das Notleiden der Menschen und vor allem der Jugend dar. Während die Eltern arbeiten können, aber aufgrund ihrer Lebenssituation ihre Kinder mehr als sträflich vernachlässigen, werden diese in Hoffnungslosigkeit zurückgelassen. Der soziale Abstieg, von so tief er auch anfangen möchte, ist immer noch möglich und scheint nicht wirklich aufhaltbar zu sein, außer mit radikalen Methoden. So versteht man die Entscheidungen, die die Protagonistin trifft sehr gut, auch wenn immer der Beigeschmack des Falschen miteinhergeht. Man sieht, wie widerstrebend Lilja ihre „Aufgabe“ wahrnimmt, aber welchen sozialen Vorteil ihr die Vergütung am Ende bringt. Das sie jetzt nicht mehr auf Getränke und Strom verzichten muss zum Beispiel oder dass sie ihrem besten Freund ein tolles Geschenk machen kann. Darstellerische Mittel, wie das Filmen aus der Sicht der Protagonistin lassen aber die Qual des Aktes vermuten, der sie sich immer wieder aussetzt und wie viel schlimmer es dann auch wird, wenn das Ganze überhaupt nicht mehr freiwillig geschieht, wenn davon überhaupt je die Rede sein kann. Oksana Akinshina spielt ihre Rolle sehr überzeugend und mit einer etwas wackligen Kamera hat der Film auch ein wenig Dokumentationscharakter, was der Thematik gut tut und dem Film noch mehr Realismus einhaucht.

Meinung:
Lilja 4-ever geht unter die Haut. Fast kompromisslos wird die Sechzehnjährige auf ihren Weg gezwungen, aber ihre Schritte und ihr Handeln bleiben immer nachvollziehbar. Was wie eine trostlose Tragödie beginnt endet in einem hilflosen Horrorszenario, in das man sich dank schon angesprochener Stilmittel direkt hineinversetzen kann. Der Realismus und die Tatsache, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert, dürfte dem Film eine Note verleihen, die einen nicht kalt lassen sollte. Ein ruhiges und gemächliches Drama, dessen Thematik stark unter die Haut geht.