3. Juni 2013

Die Frau die singt




Jahr: 2010

Genre: Drama, Tragödie

Regie: Denis Villeneuve

Schauspieler: Lubna Azabal, Rémy Girard









Plot:
Die Mutter der zweieiigen Zwillinge Jeanne und Simon, Nawal Marwan, ist gestorben. Der Notar Jean Lebel, bei dem sie jahrelang als Sekretärin gearbeitet hat, eröffnet den beiden das Testament. In diesem ist neben ein paar Vermögensaufteilungen festgehalten, dass Nawal ohne Sarg, nackt und mit dem Gesicht nach unten beerdigt werden möchte, damit sie nicht mehr auf diese schreckliche Welt blicken müsste. Außerdem liegen dem Nachlass zwei Briefe und jeweils ein Lieferauftrag für jeden Zwilling bei: Simon soll einen Brief ihrem leiblichen Vater überreichen, den sie nie kennengelernt hatten, den Anderen soll Jeanne ihrem für sie völlig unbekannten Bruder geben. Simon lehnt dies zunächst ab, da er seine Mutter, die ihre letzte Zeit auf Erden fast wie in Trance gelebt hatte, nicht mehr viel Verstand zutraut. So begibt sich Jeanne von ihrer Heimatstadt in Kanada aus in den Nahen Osten und erfährt immer mehr über das Leben ihrer Mutter während der vergangenen Kriege. Anfangs nur erahnend, was sie währenddessen durchgemacht hat, begibt sie sich auf die Spur ihrer bis dato unbekannten Familie und das Grauen des Krieges verwandelt sich nach und nach in ihre ganz persönliche Hölle …

Über den Film:
Die Frau die singt. Was sich hinter einem so harmlos klingenden Titel doch verbergen mag. Auf eine fast dokumentarische Art treibt der Film seinen Plot auf mehreren Zeitebenen sehr clever voran. Einerseits ist da die Geschichte der Zwillinge, die auf den Spuren ihrer Vergangenheit durch den Nahen Osten reisen und andererseits die viel wichtigere Geschichte ihrer Mutter. Wie sie von der eigenen Familie verstoßen und aus ihrem aufgebauten, studentischen Leben vertrieben wurde. Wie sie auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn Spielball und später selbst Akteur von Krieg, Hass und Greul wurde. Was sie erleben musste, lange Jahre noch danach. Und welch Schlag das Schicksal eigentlich noch für sie bereithält, dämmert dem Zuschauer langsam aber sicher, während Simon und Jeanne nach den richtigen Antworten suchen. Aus der eigentlichen Konklusion macht der Film kein wirklich großes Geheimnis, viel mehr liegt das Augenmerk auf dem Weg der Protagonisten hin zur Wahrheit. Die Geschichte wird nahe und sehr realistisch erzählt, was nicht zuletzt der großartigen Inszenierung und glaubwürdigen Schauspielern geschuldet ist.

Etwas konstruiert wirkt der Film zwar schon, es sei ihm aber erlaubt, denn das macht er durch die schon genannten Punkte aber mehr als wett. Ohne großes Tamtam entfaltet sich eine glaubwürdige und nachvollziehbare Familienchronik, eingerahmt von Krieg und Religion, die eiskalt unter die Haut geht!

Meinung:

Was als verwirrendes Kriegsdrama zwischen Familienehre, Religionswahn und Rache beginnt entpuppt sich immer mehr als verschachtelte Tragödie für jeden einzelnen Protagonisten. Clever erzählt werden die Figuren immer mehr in den Strudel der Vergangenheit gezogen, von ihm ausgekotzt und danach noch mit der Keule umgeschlagen. Wirklich gut lässt sich der Film nicht beschreiben, eine Familie im Krieg auf den Spuren einer fast unaussprechlich grausamen Vergangenheit.

1. Juni 2013

Lang lebe Ned Devine!




Jahr: 1998

Genre: Komödie

Regie: Kirk Jones

Schauspieler: Ian Bannen, David Kelly, Fionnula Flanagan







Plot:
Im 52 Sellendorf Tullymore, irgendwo an der irischen Küste, wird gerne Lotto gespielt. Druch einen Zeitungsartikel erfahren Jackie und Michael, dass es bei der letzten Ziehung einen Gewinner gab, der tatsächlich aus ihrem Dörfchen stammt. Dieser gibt sich allerdings nicht zu erkennen und aus Neugier machen sie sich daran, herauszufinden, wer es ist. Der berufsbedingt unangenehm riechende Schweinefarmer „Pigg“ Finn, der plötzlich mit einem roten Sportwagen im Dorf vorfährt, um seine Liebe Maggie zu beeindrucken? Bei einem nächtliche Saufgelage in der örtlichen Kneipe, gesponsort von Jackie und Michael gibt dieser zu, dies sei nur das Auto seines Bruders. Auch weitere einzelne Versuche scheitern. Deswegen geben Jackie und seine Frau eine Dinnerparty, zu der sie alle Lottospieler des Ortes einladen. Nur keiner will es gewesen sein. Allerdings ist ein Gast nicht erschienen. Ned Devine. Beim nächtlichen Besuch entdeckt Jackie ihn, grinsend vor laufendem Fernseher, mit dem Gewinnerschein in der Hand, aber tot in seinem Sessel sitzend. Kurzerhand überlegt er mit Michael, wie sie doch noch an das Geld kommen können.

Über den Film:
Lang lebe Ned Devine! (oder „Nude Men on Old Bikes“) ist eine ruhige, kleine Filmkomödie. Besetzt mit überwiegend alten, aber trotzdem herrliche tollen Schauspielern (vor allem David Kelly!), mit vielen Aufnahmen der irischen Küstenlandschaft und viel landestypischer Flöt- und Fiedelmusik. Moralisch ein klein wenig fragwürdig wird der Umgang mit der Situation dargestellt. Erst von Jackie und Michael und schnell auch Jackies Frau, kurze Zeit später dann, als es nicht mehr anders möglich ist, vom ganzen Dorf. Wo am Anfang die beiden alten Herren den Gewinn, von immerhin fast 7 Millionen, fair Hälfte-Hälfte teilen wollen wird dies später zu einem 130.000er Deal für jeden im Dorf. Selbstverständlich genauso, wie es Ned Devine, den sie in Form von Michael künstlich am Leben erhalten, um den Lottomenschen aus Dublin hinters Licht zu führen, gewollt hätte. Nur die Hexe des Dorfes, die sich über weitaus hinterhältigere Wege viel mehr vom Geld erschleichen wollte wird im Prinzip direkt von Gottes Hand von der Erde gefegt. Nur die alleinstehende und -erziehende Maggie, welche die legale Chance hätte, das komplette Geld zu bekommen, lehnt es ab, weil ihr das aufkeimende Liebesglück und die Vaterfigur für ihren Sohn, in Form von Finn, viel wichtiger ist, als das Geld. Allerdings macht die Reaktion der Menschen von Tullymore auf das Geld diese eigentlich nur menschlich.

Meinung:
Das Debüt von Kirk Jones schaut sich durchweg toll, mit glaubwürdigen Dorfbewohnern, schönen Aufnahmen und einer kleinen Prise schwarzen Humors. Eine ruhige Komödie mit liebevollen Charakteren und einem von göttlicher Seite aus legitimierten Kollektivdiebstahl.