Genre: Drama
Regie: Ilmar
Raag
Schauspieler: Vallo
Kirs, Pärt Uusberg, Lauri Pedaja
Plot:
Joosep ist ein ruhiger, zurückgezogener Junge mit leicht
autistischen Zügen. Das macht ihn wohl zum idealen Opfer täglicher
Klassenstreiche und –höhne. Im Sportunterricht, beim Basketballspielen bekommt er
nicht den Ball zugespielt und wenn er ihn mal hat, sofort wieder abgenommen.
Als er den letzten Wurf im Spiel selbst verwirft wird ihm von Anders, einem
Klassenkameraden, vorgeworfen, er sei an ihrer Niederlage schuld. In der
Umkleide steigern sich die anderen Jungs mit hinein, was darin gipfelt, dass
Joosep nackt in die benachbarte Mädchenumkleide geworfen wird. Kaspar, ein
weitere Mitschüler, hält die Tür von außen zu. Thea, seine Freundin, versucht
sie von innen zu öffnen, was er nach kurzer Zeit dann auch zulässt. Doch Anders
sieht dieses Verhalten als Hilfe für Joosep an und ist sauer auf Kaspar. Auf
der abendlichen Party kommt es zur handgreiflichen Auseinandersetzung der
beiden und am nächsten Morgen ist Kaspars Stuhl mit Farbe beschmiert. Der
einzige, weitere freie Stuhl: Neben Joosep. Die Spirale rund um Mobbing, Lügen
und Gewalt nimmt ihren unverheißungsvollen Lauf …
Über den Film:
Der Plot beginnt relativ einfach und wie für Filme um
Mobbing in Schulen gewohnt. Ein Opfer, der von einem Leitwolf der Klasse
niedergemacht wird und alle anderen folgen ihm. Sei es aus ähnlichen Gründen
oder aus Angst, selbst Opfer zu werden, wenn sie zögern. Doch der eigentlich
interessante Aspekt des Filmes ist die zweite Sicht der Dinge, die von Kaspar.
Ihm wird immer mehr klar, was genau da passiert und wie hilflos er der Sache
eigentlich gegenübersteht. Der eigentliche Grund dafür bleibt an sich unklar,
ob er jetzt Joosep aus der Umkleide helfen wollte oder er die Situation seiner
Freundin Thea nicht mehr weiter zumuten wollte ist an sich egal, er zeigt
Schwäche. Und wird damit ebenfalls Ziel von Attacken, bei denen er bis jetzt selbst
nur zugesehen hatte.

Nach drastischen Prügel für Joosep und Kaspar,
psychischem Druck und sogar sexueller Demütigung der beiden gipfelt der Film in
einem Massaker, als vom Vater immer wieder geforderte Rückschlag doch mal kommt
– und es trifft mindestens genausoviel Leute, die mit der Sache überhaupt
nichts zu tun haben. Eine Frage bleibt: War das wirklich der einzige Ausweg
oder kann der Kreislauf auf andere Weise durchbrochen werden? Offenes Vorgehen?
Durchhalten nach dem Motto:
„Ich sterbe nicht. Euch zum Trotze.“
Meinung:
Klass zeigt den erbarmungslosen Sog um Mobbing Schritt
für Schritt auf und lässt seine Opfer, genauso wie den Zuschauer, hilflos
zurück. Das Verhalten von Tätern, die sich hinter ihrem Leitwolf Anders
verstecken und mitmachen – sei es nun aus eigenem Vergnügen oder aus Angst,
selbst der Nächste zu sein – bleibt stets nachvollziehbar. Auch die Reaktionen
von Joosep und Kaspar sind zu verstehen. Es gibt Situationen, in denen
offensichtlich anders gehandelt werden könnte, aber da bleibt die Frage: Hilft
das oder macht es das nur noch schlimmer? Letzteres ist oft zu sehen, Versuche
Kaspars zu Helfen gehen nach hinten los, Joosep bekommt es nur noch heftiger ab
und Kaspar selbst ebenso.
Klass ist eine großartige Studie zum Thema Schulgewalt und
Mobbing, das Aufzeigen der Hilflosigkeit gegenüber einem zusammenhaltenden
Tätervolk - ein fürchterliches Drama des Alltages.