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26. Februar 2013

Adams Äpfel




Jahr: 2005

Genre: Drama, Komödie

Regie: Anders Thomas Jensen

Schauspieler: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen









Plot:
Der Neonazi Adam wird aus dem Gefängnis entlassen und zur Bewährung in die Obhut von Ivan, dem Pfarrer einer ziemlich ländlichen Gemeinde, unterstellt. Dieser empfängt ihn völlig unvoreingenommen und freundlich und bleibt auch dabei, im Gegensatz zu Adams aggressiv-zynischer und ablehnender Art. Da jeder seine Aufgabe hat, wie Ivan sagt, fragt er Adam, welche den seiner Meinung nach seine hier sei. Um ihn aufzuziehen antwortet dieser, er wolle einen Apfelkuchen backen. Nicht davon irritiert unterstellt Ivan ihm damit die Obhut über den Apfelbaum, den er pflegen solle und, wenn die Äpfel reif sind, seinen Kuchen backen.
Gunnar, ein alkoholsüchtiger Kleptomane und ehemaliger Tennisspieler und Khalid, ein arabischer Tankstellenräuber, sind ebenfalls in Ivans Kirche untergebracht und seiner Meinung nach auf dem besten Weg der Besserung. Doch schon schnell merkt Adam, der in seinem Zimmer direkt das Kreuz Chrisi durch ein Bild von Hitler ausgetaucht hat, dass die angeblich erfolgreichen Resozialisierungsmaßnahmen Ivans wohl doch nicht so fruchten, wie er selbst zu glauben scheint. Gunnar trinkt einen Schnaps nach dem anderen und Khalid plant schon wieder den nächsten Überfall. Als dann auch noch Ivans Sohn zu besucht kommt, seiner Meinung nach ein wilder Springinsfeld und Kerngesund, in Wirklichkeit aber, weil gelähmt, an den Rollstuhl gefesselt ist, wird ihm klar, dass hier was ganz und gar nicht Stimmen kann.
Vom Dorfarzt erfährt Adam den Grund für Ivans scheinbar zwanghaftes Gutmenschentum: Dieser wurde als Kind mehrfach vergewaltigt, seine Frau beging Suizid, weil ihr Kind behindert ist und er selbst hat einen Hirntumor, welcher ihn bei negativen Gedanken umzubringen scheint. Zwanghaft diese Schicksalsschläge leugnend geht Ivan seitdem durch die Welt.
Adam sieht dies nun aus Herausforderung, Ivan zu brechen und beginnt einen verhängnisvollen Machtkampf …

Über den Film:
Gegensätzlicher könnten die beiden Hauptcharaktere nicht konzipiert sein. Das klassische Gut gegen Böse Prinzip, und zwar sehr zugespitzt, wird in Adams Äpfel behandelt. Ein ehemaliger, strafgefangener Neonazi und ein zwanghaft gutmenschlicher Pfarrer. Beides sehr passende, wenn auch sehr konstruierte, Symbole. Einer hält bei Ohrfeigen auch die andere Backe hin, der andere fühlt sich dadurch provoziert und schlägt direkt wieder zu. Ein Verhaltensweisen diktierter Teufelskreis. Passend gewählt sind Thomsen als aggressives Arschloch und Mikkelsen als Zwangsheiliger. Die groteske Atmosphäre wird durchzogen von metaphorischen Bildern des Apfelbaumes, dessen Zustand immer der Stimmung des Films und dem Zustand von Ivans Gesicht wiederspiegelt.

Meinung:
Herrlich komisch, ziemlich grotesk und philosophisch angehaucht sieht man in Adams Äpfel eine konstruierte Version des Klassischen Gut / Böse Prinzips. Im dauernden Hin und Her zwischen Heile Welt Sicht und mutwilliger Zerstörung zieht sich eine abgedrehte Filmspirale bis zum dramatischen Ende und darüber hinaus. Spaßige Parabel über das klassischste aller Themen.

13. Februar 2013

Dänische Delikatessen





Jahr: 2003

Genre: Drama, Komödie

Regie: Anders Thomas Jensen

Schauspieler: Nikolaj Lie Kaas, Mads Mikkelsen









Plot:
Drangsaliert von ihrem Arbeitgeber, dem Metzger Holger, wollen seine beiden Gesellen Bjarne und Svend ihre eigene Metzgerei eröffnen. Allerdings fehlt ihnen dazu das nötige Geld. Svend hat vor, sein Haus zu beleihen, aber Bjarne, der nicht wirklich viel Besitzt sein eigen nennen kann, weiß nicht, woher er das Geld nehmen soll. Außer, seinem verhassten und geistig behinderten Zwillingsbruder, der seit einem Autounfall, in dem auch deren beide Eltern und Bjarnes Frau ums Leben kamen, im Koma liegt, den Saft abzudrehen. Dadurch würde er an das Geld seiner Eltern kommen. Gedacht, getan, und somit ist genügend Geld da, um von Häuser-Hans, dem örtlichen Immobilienmakler eine Metzgerei zu kaufen. Doch leider bleibt der erhoffte Erfolg aus. Auch die Elektronik in der Kühlkammer ist alles andere als in Ordnung, also muss ein Elektriker ran. Da die Arbeit lange dauern wird, wie er Bjarne prognostiziert, ist er auch noch gegen Feierabend am Arbeiten. Nichtsahnend schließt Svend die dunkle Kühlkammer ab, nur um am nächsten Morgen den Elektriker erfroren drin wiederzufinden. Gleichzeitig steht der ehemalige Arbeitgeber und Ausbilder der beiden vor der Theke und verhöhnt das „gut laufende“ Geschäft und bestellt für sich und eine Grillveranstaltung bei ihm Fleisch. In Panik vermetzgert Svend das Bein des Elektrikers, legt es in seine Marinade ein und lieferte es Holger. Plötzlich gewinnt die Metzgerei aufgrund des leckeren Fleisches massiv an Aufmerksamkeit und ihre Delikatesse „Killer-Jiller“ entwickelt sich zum Verkaufsschlager!

Über den Film:
Ein in der Schule Gehänselter, in Stresssituationen zu Schweißausbrüchen Neigender und generell sehr unter Selbstzweifel Leidender und ein Mann, der vor sieben Jahren in einem Autounfall, an dem sein geistig behinderter Zwillingsbruder schuld war, Eltern und Frau verloren hatte, landen „den großen Hit“. Mehr durch Zufall kommt ihre Metzgerei zum Laufen, sei es auch mit sehr fragwürdigen Mitteln. Zum Film selbst gibt es relativ wenig zu sagen, er ist ziemlich straight-forward, die Beweggründe der einzelnen Charaktere werden durch stellenweise recht detaillierte Vergangenheitsbeschreibungen – größtenteils – glaubwürdig dargestellt. Bjarnes Hass auf seinen, bald wieder richtig lebenden, Zwillingsbruder und Svends Gier nach Aufmerksamkeit und Beliebtheit, der Konflikt der Beiden untereinander über das, was sie da eigentlich verkaufen. Beide Rollen werden von Kaas, als lebensüberdrüssigen, aber teilweise doch nach Liebe in Form von Astrid suchenden Einzelgänger und vor allem Mikkelsen als psychisch labilen Unsicherling, der seine Aussagen meist mit Phrasen wie „das kannst du mir Glauben“ oder „so ist es eben“ zu unterstützen versucht, sehr gut verkörpert. Erzählerisch gut ist auch jeder weitere Schritt zu einer neuen Leiche, die es der Stadt vorzusetzen gibt, die Verhältnisse einzelner Personen und vor allem das von Bjarne und Svend, bei dem ich das Gefühl nie loswurde, gegen Ende noch eine Fight-Club’sche Auflösung zu erfahren.

Meinung:
Sehr makaber, aber glaubwürdig wird die Geschichte erzählt. Im Vordergrund ihre Metzgerei und die „Killer-Jiller“, die oft aber zugunsten der Beziehungen und Beweggründe der Personen zurücktritt. Dass gegen Ende klar wird, dass nicht das Fleisch, sondern Svends Marinade am Erfolg der Delikatessen Schuld war kehrt die groteske Stimmung wieder um und gibt dem Film im Gegensatz zum bisher Gesehenen einen moralischeren Touch.  Dänische Groteske, delikate Filmunterhaltung.