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6. November 2013

The Road




Jahr: 2009

Genre: Drama

Regie: John Hillcoat

Schauspieler: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Guy Pearce







Plot:
Ein Mann läuft mit seinem Sohn durch die postapokalyptische Welt. Ein so gut wie alles verschlingendes Feuer hat diese vor mehreren Jahren verbrannt und fast nur noch Asche und ein kleines bisschen Leben übriggelassen. Von einer richtigen Menschheit ist nicht mehr wirklich was zu finden, der Großteil wurde aus Nahrungsgründen zu Kannibalen oder hat einfach aufgegeben. Die Küste, das ist die einzige Hoffnung des Mannes, einen wärmeren Platz zu finden, da sich nach der Katastrophe eine Kälte auf der Welt ausgebreitet hat. Auf seinem Weg hat er dank seinem Sohn etwas, um seinen Verstand noch bei sich zu behalten.

Über den Film:
Postapokalyptisch trifft bei diesem Film zu wie bei sonst kaum einem anderen. Das triste Land, das von der Welt übrig geblieben ist, sieht so gut wie überall gleich aus. Zerstört, verbrannt, einsam. Atmosphärisch bringt The Road das Gefühl dieser Nach-Welt vor allem durch diese Bilder und den dezent-monotonen Soundtrack treffend rüber. Das führt aber an der ein oder anderen Stelle zu Längen, was wiederum auf gewisse Weiße passt. Abwechslung zur andauernden Wanderei sind gleichfalls kleine Inseln des vorgegaukelten Glücks für Vater und Sohn. Oder unerwartete, grauenvolle Szenen, die sich ihnen plötzlich bieten. Gut dargestellt ist auch die Zerrissenheit des Mannes, der zum Einen gedanklich immer noch bei seiner Frau hängt, die allerdings vor einer Weile schon aufgegeben hat. Und somit an der Menschlichkeit selbst. Andererseits wandelt er sich angesichts der harten Realität des Misstrauen und der Nahrungsknappheit selbst zu dem, was er eigentlich verabscheut. Trotzdem versucht er immer weiter, den Lebensmut, vor allem den des Sohnes, aufrecht zu erhalten. Einzig das etwas aufgesetzte Ende stößt leicht säuerlich auf. Zwar hatte der Mann gegen Ende kaum mehr Anzeichen für Vertrauen gegeben, aber andererseits hätte das Bild, das sich dem Sohn geboten hat, sicherlich zumindest teilweise, den Mann ebenfalls überzeugt.

Meinung:
The Road bietet wenig Abwechslung und große Überraschungen. Die Ausgangslage schreibt in determiniert in gewisser Weiße die gesamte Handlung und auch ein wenig das etwas seltsam konstruierte Ende. Insgesamt ist es aber eine sehr atmosphärische und dystopische Erfahrung und ein interessantes Endzeitexperiment.

11. Dezember 2012

Beautiful




Jahr: 2009

Genre: Drama, Thriller

Regie: Dean O‘Flaherty

Schauspieler: Tahyna Tozzi, Sebastian Gregory








Plot:
Sunshine Hills, ein kleiner Vorort mit einem wunderschönen Namen und einer nicht dazu passenden, neuzeitlichen Geschichte. Es geht das Gerücht um, dass 3 junge Frauen einem Missbrauch zum Opfer gefallen sind und später brutal zugerichtet wieder gefunden worden sind. Allerdings konnten diese Verbrechen nie wirklich aufgeklärt werden. In diesem Örtchen lebt Daniel mit seinem Vater und seiner Stiefmutter. Er ist ein zurückgezogener Junge der die Welt am liebsten durch seine Kamera betrachtet, besonders die etwas ältere Nachbarstochter, Susi. Diese interessiert sich für die Ereignisse in dem Ort und schafft es relativ leicht, Daniel für sich einzuspannen und für sie zu ermitteln. Anfangen soll er bei der Frau, die die Straße hinunter Tag für Tag einfach nur am Fenster steht und mit niemandem Reden will. Ist sie ein baldiges, weiteres Opfer?

Über den Film:
Nun, was soll man über den Film sagen. Was er als Film aussagen will schafft er weniger durch die gezeigten Szenen, also sich selbst, sondern mehr über seine Existenz als Produkt an sich. Das Cover verlockt mit seinem sexy Bikinishot der Hauptdarstellerin sicher einige zum Kauf, welche nach dem Genuss des Materials wohl sicher recht enttäuscht sein dürften. Der Film versucht zwanghaft Tiefe aufzubauen, zum Beispiel über lange Schnittszenen, welche wohl metaphorisch angehaucht sein sollen, und viele Szenen, die für den eigentlichen Hauptplot ziemlich irrelevant sind. Wie geschrieben, versucht. Wäre die eigentliche Handlung über das idyllische Vorstadtleben, in dem hinter jeder Haustür ein ganz eigener, grauenhafter Abgrund zu finden ist, nicht so dünn und stellenweise unlogisch, würde das aber vielleicht gar nicht so auffallen. Und denkt sich der geneigte Zuschauer gegen Ende sein Teil dabei, vielleicht sogar etwas wohlwollender, ein nettes: „Ok, war nix, aber wenigstens rum“ haut der Film einem nochmal mit einer so spitz und übertriebenen, unvorhersehbaren Wendung was um die Ohren, da wäre jede Seifenoper neidisch.
Technisch gesehen geht der Film soweit in Ordnung, bis auf die wirklich grottige – und ich seh‘ gern mal über dein ein oder anderen Mängel hierbei hinweg – deutsche Synchronisation.

Meinung:
Beautiful bringt durch seine pure Existenz seine Aussage mehr an sein Publikum als durch sein Inhalt. Das will auf gewisse Weise schon was heißen, aber als Zuschauer ist man hinterher doch sichtlich enttäuscht, fehlt es dem Film doch an der Tiefe, die er sich so zwanghaft selbst einreden will. Zurück bleibt eine seltsame Mischung American Beatuy und Desperate Housewives.

20. Februar 2012

Antichrist




Jahr: 2009

Genre: Psychothriller

Regie: Lars von Trier

Schauspieler: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg








Plot:
Während des ehelichen Beischlafens im Badezimmer klettert Nic, der kleine Sohn des nicht näher benannten Ehepaares, aus seinem Laufstall und über einen Stuhl auf den Fenstersims des offenen Fensters. Er fällt und stirbt. Bei der Beerdigung fällt die Frau in Ohnmacht, wird ins Krankenhaus eingeliefert, in dem sie mit Medikamenten gegen ihre Trauer und ihre Selbstvorwürfe behandelt wird. Der Mann, selbst Therapeut, ist mit dieser Methode nicht einverstanden, da sich selbst nach einem Monat keinerlei Zustandsbesserungen zeigen und beschließt, sie ab sofort selbst zu therapieren.
Nach den ersten, teils vergeblichen Versuchen beschäftigt er sich mehr damit, wovor die Frau Angst hat, was nach ihren Angaben der Wald, in dem sie sich früher wohl gefühlt hat, ist, genauer gesagt, Eden, eine kleine Hütte im Wald, in der sie früher schon gewesen waren. Damit sie sich ihrer Angst stellt, was, laut ihm, ihrem Prozess der Trauerbewältigung beiträgt, machen sie sich auf dorthin. Unterwegs bereitet er sie mithilfe von Gedankenexperimenten auf den Besuch in Eden vor und dort angekommen will der Mann mit der eigentlichen Therapie beginnen. Doch dort merkt er, dass nicht nur ihre Angst der Heilung im Wege steht. Nach und nach entfaltet sich eine Spirale von Sex und Gewalt zwischen den Beiden und selbst die ganze Natur scheint sich gegen sie zu richten, während er immer tiefer zum eigentlichen Grund der Probleme vordringt.

Über den Film:
Antichrist ist kein Film für zwischendurch und eigentlich auch kein Film, den man nur einmal sehen kann, um ihn zu begreifen. Allerdings bleibt er auch bei mehrmaligem sehen immer noch recht rätselhaft und man – oder zumindest mir – erschließt sich nicht alles, was dieser Film aussagt. Und dies tut er, ohne wirklich aufgesetzt oder überkonstruiert zu wirken oder einem den Eindruck zu vermitteln, allein überkompliziert zu sein, ohne dass wirklich etwas dahintersteckt.
Alles in allem geht es um Trauer und Angst und um die Bewältigung derer. Der Film ist in vier Kapitel, Pro- und Epilog aufgeteilt, wobei die Kapitel nach den (vereinfachten) Stufen der Trauerbewältigung benannt sind, hier Trauer, Schmerz, Verzweiflung und dem Höhepunkt, in dem alle drei Gefühle aufeinandertreffen. Die drei Bettler, die diese Stufen symbolisieren, kommen in Form von einem Reh, dass seine Fehlgeburt erlitten hat, einem Fuchs, der sich selbst aufisst und einem Raben, der von den Toten aufersteht, die der Mann im Film sieht. Dabei ist zu beobachten, wie die Frau die verschiedenen Phasen durchlebt, was durch eine gewaltige Bildsprache gezeigt und somit zusätzlich dem Zuschauer nahe gebracht wird. Insgesamt ist die Darstellung von Gefühlen sehr bildlich und es werden immer wieder im ersten Moment befremdliche und irreale Szenen eingespielt, die von Gefühlsbeschreibungen der Frau erklärt werden.
Was man jetzt allerdings genau sieht, bleibt immer Interpretationssache, beispielsweise, ob es sich tatsächlich um einen Mann handelt, der versucht, seine Frau zu therapieren und dran fast zugrunde geht oder um eine metaphorische Darstellung von Gefühl (die Frau) und Vernunft (der Mann), die versuchen, mit schmerzlichen Emotionen wie Trauer und Ängsten umzugehen. So erkennt die Vernunft, welche Phasen gerade durchlebt werden und kommt mit der Zeit darauf, was genau der Grund für die Verzweiflung ist, wird aber vom Gefühl daran gehindert, diese zu überwinden. Oder vielleicht darf man das Ganze auch nicht so schwarz-weiß betrachten und es ist beides und noch mehr zu sehen.
Unterstützt durch eine gewaltige Szenerie und mit Defoe und Gainsbourg, die beide eine grandiose Darstellung liefern, entfaltet sich ein ganz eigener Charme des Bizarren.

Meinung:
Ein Film über und mit Trauer, dem Umgang und der Überwindung derer. Die explizite Darstellung von Sex und Gewalt sind weniger eigentliches Element von Antichrist, sondern vielmehr Ausdruck des Konfliktes, der zwischen den Gegensätzen herrschen. Sie können nicht ohne, aber noch weniger miteinander. Es baut sich eine ganz eigene, grandiose Harmonie des Horrors auf, die mich als Zuschauer nicht mehr loslässt und anfangs verwirrt zurücklässt. Ein absolut sehenswerter Thriller aus der Hand des kontroversen Regisseur Lars von Trier, der nicht zum Interpretieren und Reflektieren einlädt, sondern geradezu dazu auffordert! - Die Ästhetik des Grotesken.

8. Februar 2012

Happiness




Jahr: 1998

Genre: Drama

Regie: Todd Solondz

Schauspieler: Philip Seymour Hoffman, Lara Flynn Boyle, Dylan Baker








Plot:
Die drei Schwestern Joy, Trish und Helen könnten unterschiedlicher nicht sein. Helen ist erfolgreiche Autorin, Trish wiederrum hat Mann und zwei Kinder und Joy wäre gerne Künstlerin und seht sich einen Traummann herbei, ist aber zu schüchtern, um beides wirklich in Angriff zu nehmen. Die Gemeinsamkeit der Drei ist ihre Unzufriedenheit, mit dem, was sie haben und die Fähigkeit, dies zu überspielen. Helen findet ihr Leben zu belang- und ereignislos, um ihren Romanen Tiefe zu verleihen. Um dran etwas zu ändern versucht sie ihren Stalker zu weiteren Schritten zu bewegen. Dieser stellt sich als ihr Wohnungsnachbar heraus, ein verklemmter und schüchterner Fleischkloß mit weiteren perversen Eigenschaften, wegen denen er auch zum Psychiater geht. Dieser ist Trishs Mann, der zuerst seine eigenen sexuellen Interessen unterdrückt, was ihm Gewaltträume verursacht. Seine Vorlieben wirken sich auch auf das Eheleben von Trish und ihm aus und er lässt seinen Trieben im Laufe des Films immer weiter Lauf. Joys stürzt sich in eine Affäre mit einem ihrer erwachsenen Nachhilfeschüler, der sie nur ausnutzt, sie ihn aber idealisiert, da ihr Exfreund nach ihrer Trennung Selbstmord begangen hatte. Gemeinsames Bindeglied der drei Schwestern sind die Eltern, die nach 40 Jahren Ehe vor einer Trennung stehen.

Über den Film:
Im idyllischen Vorstadtleben ist es die Fassade, die aufrechterhalten werden muss. Jede der Schwestern haben ihre mitunter krassen Probleme, aber voreinander spielen sie sich heile Welt und Glücklichkeit vor, auch wenn jede von der Anderen meint, ihre Probleme zu kennen und sie vor den eigenen zu schützen. Heile Vorstadtwelt und ihr hässliches, zweites Gesicht. Das gibt es hier in einer verwobenen Gesichte zu sehen. Dabei bleibt die Spannung von Anfang bis Ende konsequent gleich und hat somit keine Besonderen Höhepunkte, was aber ganz gut zum Thema passt, denn der Film zeigt, dass so etwas überall passieren kann, sei es nun der Familienvater, der heimlich auf kleine Jungs steht, der perverse Nachbar oder ein vermeintlicher Freund, der einen nur ausnutzt. Die Probleme der Figuren, vor allem die geistigen, werden dabei sehr deutlich.

Meinung:
Eine psychologische Studie über das Verhalten und Fehlverhalten von Menschen mit- und untereinander. Die getrennten, aber sich an manchen Stellen überschneidenden und beeinflussenden Geschichten sind gut erzählt und gespielt. Happiness ist ein anfangs leicht verwirrendes Drama der Realität.

5. Februar 2012

A Serious Man




Jahr: 2009


Genre: (Schwarze) Komödie, Drama

Regie: Joel & Ethan Coen

Schauspieler: Michael Stuhlbarg, Richard Kind










Plot:
Nimm in Einfachheit alles hin, was dir widerfährt

Mit diesem Zitat beginnt „A Serious Man“ von den Coen-Brüdern. Die kommende Szene spielt in einem jüdischen, mittelalterlichen Haus. Ein Mann kommt nach Hause und erzählt, er hätte Probleme mit dem Pferdewagen gehabt, hätte aber Hilfe von einem Traitle Groshkover bekommen, den er deswegen zum Essen eingeladen habe. Die Frau schreckt bei dem Namen auf und erklärt ihrem Mann, dass dieser Traitle, ein alter Mann, vor 3 Jahren an Typhus gestorben sei und es sich hier um einen Dibbuk - ein oftmals böser Totengeist - handeln müsse. Der Mann glaubt dies nicht und lässt Traitle hinein. Aus Angst ersticht die Frau den Gast allerdings. Lachend, etwas schwach wirkend und blutend, aber dennoch aufrecht gehen, verlässt der alte Mann das Haus.

Der eigentliche Film handelt von Larry Gopnik, einem jüdischen Physikprofessor, der auf seine Festanstellung an der Universität wartet. Er führt ein ruhiges und spießiges Leben in einer amerikanischen Vorstadt mit Frau und zwei Kindern. Doch dann bricht es von allen Seiten auf ihn hinein. Seine Frau möchte die Scheidung, möglichst im Glauben um direkt
wieder heiraten zu können, ein Student versucht ihn wegen einer schlechten Note erst zu bestechen und dann zu erpressen, sein Bruder Arthur, obgleich sehr intelligent, aber körperlich und sozial eher benachteiligt, nistet sich bei ihm ein und sein Kinder interessieren sich nur für Fernsehen und Feiern und fordern dies auch immer wieder von ihm ein. In seiner Verzweiflung sucht er Rat bei verschiedenen Rabbis, die ihm aber auch nicht so recht helfen können.

Über den Film:
A Serious Man setzt mit dem Sinn und Unsinn von Glauben auseinander, das es sich hierbei um Juden handelt spielt direkte Rolle, es könnte ebenso gut in einem christlichen oder noch anderem Umfeld spielen. Der Grund der gewählten Religion ist im Autobiographischen zu sehen.
Der Vorfilm nimmt eigentlich schon einen Großteil der Aussage vorweg. Dort stehen sich Glaube und Unglaube gegenüber und diskutieren über das Übersinnliche, nämlich, ob der Besucher ein Geist ist, oder nicht. Die Lösung gibt der Film nicht, der angebliche Dibbuk verlässt das Haus zwar sichtlich angeschlagen, aber gleichzeitig auch noch zu vital für seine Verletzung. Und genau da kommt der Zuschauer ins Spiel. Wer hier gerne eine Antwort hätte, denkt falsch, denn der Film sagt: „Bild dir deine eigene Meinung“ bis „Das ist eigentlich Egal“.

Während auf die Hauptfigur immer wieder und weitere schreckliche Ereignisse hereinbrechen sucht dieser, auch gedrängt von seiner Umwelt, göttlichen Rat bei den ortsansässigen Rabbis. Doch die ersten Beiden scheinen ihm keine wirkliche Hilfe zu sein, zum Dritten, dem Senior-Rabbi, wird er, zu seinem Unmut, nicht durchgelassen. Und je mehr er sich bemüht, alles in den Griff zu bekommen, umso mehr passiert um ihn herum. Da will seine Frau die Scheidung, bewegt ihn zum Auszug in ein Motel und dann muss er auch noch die Beerdigung des angedachten, neuen Gatten bezahlen. Ärger mit den Nachbarn, Studenten und die Anspannung wegen seiner Arbeit kommen auch noch hinzu. Dabei leidet Larry immer mehr unter Alpträumen und ist sich gegen Ende nicht mehr ganz sicher, was real ist, und was nicht. Will ihm Gott mit dem allen etwas sagen?
Eine Antwort bekommt Larrys Sohn nach seiner Bar Mitzwa, nach der er mit dem Senior-Rabbi reden darf, und das zitiert von etwas ganz irdischem: (Jefferson Airplain  - Somebody to Love)

When the truth is found to be Lies. And all your Hope within you Dies.
... Ja, was dann?

Sei ein braver Junge!


Meinung:
A Serious Man ist ein grandioser Film und setzt sich genau richtig mit dem Thema Glauben auseinander. Ob hinter dem ganzen Unglück jetzt göttlicher Wille oder nicht steckt, wird nicht geklärt und ist eigentlich auch unerheblich. Was passiert, passiert, ob jetzt durch Zufall oder Absicht, man muss einfach nur sehen, wie man damit klarkommt.
Glaube an Gott, lass es bleiben, such‘ dir deinen eigenen Weg, ohne jemand anderem zu Schaden.

1. Februar 2012

Dogtooth




Jahr: 2009

Genre: (Psycho-) Drama

Regie: Giorgos Lanthimos











Plot:
Was passiert, wenn Eltern ihre Kinder komplett von der Außenwelt abschotten und ihnen alles von Kindesbein auf selbst beibringen? Das versucht Dogtooth zu klären. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn lebt ein anscheinend recht wohlhabendes Ehepaar weit abgeschieden hinter hohen Hecken und Zäunen. Die Kinder, oder eher jungen Erwachsenen, haben bis dato noch keinerlei Fuß außerhalb der Grundstückgrenzen gesetzt und dürfen das angeblich erst, wenn einer ihrer Eckzähne ausfällt. Ihr komplettes Wissen, ihr Weltbild und ihr Verhalten ist ihnen von ihren Eltern beigebracht, ja fast indoktriniert worden, und das auf immer verdrehtere Weiße, um das Trugbild, das erschaffen wurde, zu schützen. Angefangen mit falschen Beizeichungen für Dinge (Ein Zombie ist eine Gelbe Blume) bis hin zu den angeblichen Todesgefahren, die Hinter dem Zaun warten, manifestiert durch dem gefährlichsten Tier der Welt, einer Katze, die sich laut den Eltern auch den älteren Bruder, der nicht in dem Haus lebt, schnappt und tötet.
Der Einzige Kontakt zur anderen Welt stellt Christina dar, eine Sicherheitsfrau im Betrieb des Vaters, die für sexuelle Dienste an dem Sohn bezahlt wird. Diese holt sich wiederrum von der Älteren Schwester Befriedigung, im Gegenzug zu Geschenken von außen, wie beispielsweise Videofilme.

Über den Film:
Stilistisch erinnert Giorgos Lanthimos‘ Drama an Filme von Michael Haneke (zum Beispiel „Funny Games“, 1997). Ruhig, fast monoton und steril lässt er das Geschehen auf den Zuschauer los. Das passt soweit ganz gut zum Film an sich, lässt aber an der ein oder anderen Stelle etwas Langweile aufkommen, erinnert die Geschichte doch an eine noch pervertiertere Version von „The Village“ (M. Night Shyamalan, 2004). Im Film wird schnell klar, dass diese extreme Lebensweise schon fast an ihre Grenzen stößt, zeigt doch vor allem die jüngste Tochter schon früh im Film ziemlich psychotische Anzeichen, beispielsweise, wenn sie ihrer Puppe unter eigenen Schmerzensschreien Füße und Hände mit einer Schere abtrennt oder das sich die Kinder generell, obwohl offensichtlich schon (fast) volljährig, größtenteils noch weiterhin wie Kinder benehmen. Auch ist direkt zu sehen, dass viele Arrangements mehr Mittel zum Zweck sind, um die von den Eltern erzwungene, angebliche Idylle zu schützen, als wirklich gewollt. Eine Sache wäre da Christina, die bezahlt wird, um den sich natürlich im Laufe der Zeit entwickelten Sexualtrieb des Sohnes zu befriedigen, was wiederrum sehr mechanisch abläuft und zeigt, dass richtige Zuneigung und Liebe in diesem Haus einfach fehlen. Oder der Wortschatz, der schon von vornherein auf orwellsche Weise verändert wurde. Da werden das Meer zu einem „Ledersessel mit hölzernen Armlehnen“ und eine Muschi zu einer Stehlampe.
Technisch ist der Film wahrlich kein Meisterwerk, das bleibt für die Materie aber relativ unerheblich.

Meinung:
Dogtooth setzt sich mit einem interessanten, aber nicht neuen, Thema auseinander. Wer damit was anfangen kann und nicht direkt durch einen etwas monotonen Filmstil abgeschreckt ist, kann ruhig mal ein Blick auf die perverse Sicht totaler Weltfremdheit werfen. Ein richtiges Ende bleibt der sogar oscarnominierte Film (2011: Bester fremdsprachiger Film) dem Zuschauer schuldig, was nicht weiter schlimm ist, jedenfalls im Vergleich zu einem fehlenden Grund für die Isoliertheit. Schutz vor der Außenwelt oder ein perverser Machttrieb des Vaters, Anhaltspunkte gibt es wenig, aber sicherlich lässt sich einiges Interpretieren.