Jahr: 2009
Genre: (Psycho-)
Drama
Regie: Giorgos
Lanthimos
Plot:
Was passiert, wenn Eltern ihre Kinder komplett von der
Außenwelt abschotten und ihnen alles von Kindesbein auf selbst beibringen? Das
versucht Dogtooth zu klären. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn
lebt ein anscheinend recht wohlhabendes Ehepaar weit abgeschieden hinter hohen
Hecken und Zäunen. Die Kinder, oder eher jungen Erwachsenen, haben bis dato
noch keinerlei Fuß außerhalb der Grundstückgrenzen gesetzt und dürfen das
angeblich erst, wenn einer ihrer Eckzähne ausfällt. Ihr komplettes Wissen, ihr
Weltbild und ihr Verhalten ist ihnen von ihren Eltern beigebracht, ja fast
indoktriniert worden, und das auf immer verdrehtere Weiße, um das Trugbild, das
erschaffen wurde, zu schützen. Angefangen mit falschen Beizeichungen für Dinge
(Ein Zombie ist eine Gelbe Blume) bis hin zu den angeblichen Todesgefahren, die
Hinter dem Zaun warten, manifestiert durch dem gefährlichsten Tier der Welt,
einer Katze, die sich laut den Eltern auch den älteren Bruder, der nicht in dem
Haus lebt, schnappt und tötet.
Der Einzige Kontakt zur anderen Welt stellt Christina
dar, eine Sicherheitsfrau im Betrieb des Vaters, die für sexuelle Dienste an
dem Sohn bezahlt wird. Diese holt sich wiederrum von der Älteren Schwester
Befriedigung, im Gegenzug zu Geschenken von außen, wie beispielsweise
Videofilme.
Über den Film:
Stilistisch erinnert Giorgos Lanthimos‘ Drama an Filme
von Michael Haneke (zum Beispiel „Funny Games“, 1997). Ruhig, fast monoton und
steril lässt er das Geschehen auf den Zuschauer los. Das passt soweit ganz gut
zum Film an sich, lässt aber an der ein oder anderen Stelle etwas Langweile
aufkommen, erinnert die Geschichte doch an eine noch pervertiertere Version von
„The Village“ (M. Night Shyamalan, 2004). Im Film wird schnell klar, dass diese
extreme Lebensweise schon fast an ihre Grenzen stößt, zeigt doch vor allem die
jüngste Tochter schon früh im Film ziemlich psychotische Anzeichen,
beispielsweise, wenn sie ihrer Puppe unter eigenen Schmerzensschreien Füße und
Hände mit einer Schere abtrennt oder das sich die Kinder generell, obwohl
offensichtlich schon (fast) volljährig, größtenteils noch weiterhin wie Kinder
benehmen. Auch ist direkt zu sehen, dass viele Arrangements mehr Mittel zum
Zweck sind, um die von den Eltern erzwungene, angebliche Idylle zu schützen,
als wirklich gewollt. Eine Sache wäre da Christina, die bezahlt wird, um den
sich natürlich im Laufe der Zeit entwickelten Sexualtrieb des Sohnes zu
befriedigen, was wiederrum sehr mechanisch abläuft und zeigt, dass richtige
Zuneigung und Liebe in diesem Haus einfach fehlen. Oder der Wortschatz, der
schon von vornherein auf orwellsche Weise verändert wurde. Da werden das Meer
zu einem „Ledersessel mit hölzernen Armlehnen“ und eine Muschi zu einer
Stehlampe.
Technisch ist der Film wahrlich kein Meisterwerk, das
bleibt für die Materie aber relativ unerheblich.
Meinung:
Dogtooth setzt sich mit einem interessanten, aber nicht
neuen, Thema auseinander. Wer damit was anfangen kann und nicht direkt durch
einen etwas monotonen Filmstil abgeschreckt ist, kann ruhig mal ein Blick auf
die perverse Sicht totaler Weltfremdheit werfen. Ein richtiges Ende bleibt der
sogar oscarnominierte Film (2011: Bester fremdsprachiger Film) dem Zuschauer
schuldig, was nicht weiter schlimm ist, jedenfalls im Vergleich zu einem
fehlenden Grund für die Isoliertheit. Schutz vor der Außenwelt oder ein
perverser Machttrieb des Vaters, Anhaltspunkte gibt es wenig, aber sicherlich
lässt sich einiges Interpretieren.
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