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5. Januar 2014

Drive




Jahr: 2011

Genre: Thriller, (Neo-) Noir

Regie: Nicolas Winding Refn

Schauspieler: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Oscar Isaac, Ron Perlman







Plot:
Der nur „Driver“ genannte Hauptcharakter macht seinem Namen alle Ehre. Tagsüber tüftelt er in einer Autowerkstatt und vollführt ab und an mal waghalsige Stunts für diverse Hollywoodfilme. Außerdem plant sein Chef Shannon eine zukünftige und erfolgreiche Karriere als Stockcar Rennfahrer, wofür beiden allerdings das Geld fehlt. Nachts hilft der Driver diversen Gangstern mit sicherer Wahrscheinlichkeit direkt nach einem Verbrechen vom Tatort zu entkommen, solange sie sich an sein strenges Reglement halten. Anonymität, ein festes Zeitfenster von fünf Minuten für den Coup und nur einmalige Zusammenarbeit gehören dazu.
Privat lernt der Driver nach und nach seine Nachbarin, Irene mit ihrem Sohn Benicio, kennen. Während ihr Mann Standard im Gefängnis sitzt, kümmert sich der Driver um sie und beide nähern sich immer mehr an. Gleichzeitig macht Shannon mit dem Gangster Bernie Rose einen Deal: Er leiht ihm 300.000 Dollar als Startkapital für ein Stockcar und somit die erhoffte Rennkarriere.
Als Standard aus dem Gefängnis entlassen wird, merkt Driver schnell, dass dieser immer noch in der Hand von Verbrechern ist. Sie fordern von ihm, ein Pfandhaus auszurauben, um seine Schuld zu begleichen. Aus liebe zu Irene bietet ihm der Driver an, ihm zu helfen, nicht ahnend, wer eigentlich hinter Standards Peinigern steht.

Über den Film:
Drive steht mit seiner Ästhetik im Erbe klassischer Film-Noir Streifen der Vergangenheit. Crime, langsame aber stimmungsvolle Bilder, ein ruhiger, recht wortkarger und verdammt cooler Hauptcharakter. Das ist das gepaart mit optischen Miami Vice-Einflüssen, grelle Farben, schnelle Autos und nächtliche Lichtermeere. Die meist gelassene, aber dennoch bedrohliche Atmosphäre ist meist mit ruhigen Bildern unterlegt, nur selten bricht der Film damit, aber wenn, dann richtig und blutig. Die relativ monotone, elektronische, musikalische Untermalung trägt ihren nicht kleinen Teil zur Stimmung bei.
Handwerklich sowie schauspielerisch gibt es kaum bis gar nichts zu bemängeln. Nicolas Winding Refn schafft ein Kunstwerk von Film und die Akteure, allen voran ein kühler und abgeklärter Ryan Gosling, tun ihr übriges dazu. Die Story bildet einen schönen, wenn auch leicht konstruierten, Kreis, bei dem alles ineinandergreift. Diese leichte Konstruktion sei mit Blick auf das Gesamtwerk aber verziehen.


Meinung:
Der Film baut mit seiner Optik und seiner Stimmung eine ganz besondere Atmosphäre auf. Trotz des größtenteils ruhigen Ablaufes baut sich nach und nach eine immer bedrohlichere Hintergrundstimmung und eine tolle Spannung auf. Viele klassische Elemente wurden übernommen und teilweise aufpoliert, mit Schauspielern und Story ergibt sich ein wunderbares Gesamtwerk.
Drive ist ein großartig inszenierter Neo-Noir Thriller mit starkem Cast.

21. März 2013

The Cabin in the Woods




Jahr: 2011

Genre: Horrorkomödie

Regie: Drew Goddard

Schauspieler: Chris Hemsworth, Kristen Connolly









Plot:
Fünf Freunde, die strebsame Dana, der Sportler Curt, seine blonde Freundin Jules, der Kiffer und Verschwörungstheoretiker Marty und der ruhige und intelligente Holden machen sich auf für ein Wochenende Abgeschiedenheit und Spaß in Curts Cousins Hütte im Wald. Ohne Handyempfang und anderen Kontaktmöglichkeiten zu anderen Menschen …

Über den Film:
„Oh nein, nicht schon wieder sowas …“ Mag jetzt der ein oder andere beim Lesen des kurz angerissenen Plots denken. Doch, genau sowas. Und sehr viel mehr! The Cabin in the Woods fängt eigentlich dort erst an, wo andere Horrorfilme, die sich neben Klappentext auf der DVD auch noch sonst so ziemlich alles teilen, aufhören.
Der klischeehafte Horroreinheitsbrei wird in diesem Film ganz bewusst an vorderster Front aufgeführt, mit einer Erklärung versehen und damit super parodiert. Warum ist die sexy Blonde, die es als erstes erwischt eigentlich immer blond? Wieso trennen sich die Protagonisten, obwohl es doch offensichtlich die dümmste Idee ist? Und was ist mit der „Jungfrau“? Ich merke schon selbst, ich schreibe etwas um den heißen Brei herum, aber eigentlich nur, weil ich gar nicht so viel verraten möchte. Die Meta-Ebene, um die The Cabin in the Woods im Vergleich zu Standard Horrorkost erweitert wurde, ist einfach viel zu grandios und lustig um einfach nur beschrieben zu werden. Ein  – relativ – unverbrauchten Cast und gute Technik tragen ihr Übriges bei.
Die Absurdität und Einheitlichkeit des Genres wird in eine Erklärung eingebettet, die die Sache an sich in noch Absurdere Ebenen katapultiert.

Meinung:
Was, mit Absicht, mehr oder weniger bekannt anfängt entwickelt sich schnell, wenn auch nicht unbedingt ganz offensichtlich in etwas viel Größeres. The Cabin in the Woods spielt mit Klischees und treibt diese auf herrliche Art auf die Spitze. Wie schon geschrieben, viel weiter möchte ich hier gar nicht ins Detail gehen, dafür lohnt sich der unvoreingenommene voreingenommene Blick nach lesen des Kurzinhaltes viel zu sehr. Die Legitimation des Einheitsbreis und die Parodie desselben in Einem!

8. Juli 2012

Bellflower




Jahr: 2011

Genre: Drama, Romanze

Regie: Evan Glodell

Schauspieler: Evan Glodell, Jessie Wiseman, Tyler Dawson








Plot:
Woodrow und Aiden sind zwei Mad Max Freaks, die auf Endzeitszenarien, dazu passende fahrende Untersätze und Flammenwerfer stehen. Die beiden Jungs aus Wisconsin sind deswegen extra in einen Vorort von Los Angeles gezogen, um sich ganz der Bastelei entsprechender Utensilien zu widmen. Sonst kein Ziel vor Augen besaufen sie sich regelmäßig, auch in diversen Pubs. Dort lernen sie bei einem Grillenwettessen Milly und Courtney kennen. Spontan fahren Woodrow und Milly während ihres ersten Dates nach Texas und genießen nach ihrer Rückkehr das unbeschwerte, jugendliche Leben. Doch das kann eigentlich nicht mehr lange gut gehen …

Über den Film:
Bellflower fängt gemächlich, fast langsam an. In der ersten Hälfte ist es ein Liebesfilm, der alles beleuchtet: Das Kennenlernen, das Näherkommen, das erste Mal … und gleichzeitig zeigt er, fast nebenbei, wie viel weniger Zeit sich Woodrow für seinen besten Freund Aiden nehmen kann. Es sind gewisse Vor- und Nachteile und eben die Dinge, die sich wie selbstverständlich entwickeln. Und fast wie selbstverständlich kann die eigentliche Idylle nicht auf Dauer gut gehen, das ahnt der Zuschauer und auch Woodrow scheint das in seiner noch herrschenden, fast kindlichen Naivität zu ahnen.
Das eigentlich Schöne und tolle verquert sich quasi ins Gegenteil und lässt den Protagonisten mit der herrschenden Realität, seinen Gedanken und seiner Verwirrung alleine. Großartig unterstützt wird das durch die Erzählweise, die im zweiten Teil des Filmes vorherrscht, man kann sich nie sicher sein, was jetzt wirklich passiert oder was Woodrow sich vorstellt zu tun, aber nie in die Tat umsetzt. Das Ganze ist vielmehr ein Abschied von der Jugend und damit ein Erwachsenwerden, ein Aufgeben der eigenen Träume, wie die der Freunde, sich wie bei Mad Max in einer aufgemotzten Endzeitkarre durch die Gegend zu fahren und sich von auf der Straße selbstgeschossenen Vieh zu ernähren. Und wenn dann die große Apokalypse kommt, sind sie mit ihrer „Mother Medusa“ ja bestens vorbereitet.
Sehr erwähnenswert ist die Große Eigenleistung von Produzent, Regisseur, Storyschreiber und Hauptdarsteller Evan Glodell. Nicht nur fast allein hat er diesen Indiefilm geschaffen, er hat für ihn auch extra eigene Kameras gebaut, die ihm einen unverwechselbaren und verdammt großartigen Look schenken.

Meinung:
Was in gewisser Weise als Liebesfilm beginnt entwickelt sich mit der Zeit in einer Art in das, was sich Woodrow und Aiden eigentlich schon immer gewünscht haben. Es ist zwar nicht die gesamte Welt, die untergeht und somit ein großartiges Endzeitszenario abgibt, es ist vielmehr  das eigene, kleine Leben, welches in seiner Form so nicht mehr weitergehen kann. Getragen von dem eigenen Stil entfaltet sich ein actiongeladener Weltuntergang im Kopf des Protagonisten, auf die er wohl nicht so gut vorbereitet war, wie er immer meinte. Die Apokalypse der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt.

6. Juli 2012

God Bless America




Jahr: 2011

Genre: Schwarze Komödie

Regie: Bobcat Goldthwait

Schauspieler: Joel Murray, Tara Lynne Barr









Plot:
Frank ist eigentlich ein armer Tropf. Seit elf Jahren in einem Bürojob gefangen und getrennt von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter lebend muss er sich nachts noch das Geschrei der Nachbarn über Lindsay Lohans neusten Absturz oder den peinlichen Kandidaten bei American Superstars anhören, genauso wie das des Babies, das einfach keine Ruhe geben will. Wachgehalten davon und von seinen Kopfschmerzen bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als seine Zeit vor dem Fernseher totzuschlagen. Klingeltonwerbung, eine Doku über eine Frauen-WG, in der sich die Bewohnerinnen gegenseitig ins Essen machen und mit benutzen Tampons bewerfen, überzogene Lächerlichmachung des aktuellen Superstarskandidaten und verzogene Gören, die sich über den falschen Wagen zu ihrem Sechzehnten Geburtstag aufregen bestimmen das Medienbild. Seine Nachbarn erschießen, das wäre doch was, aber das kann ja nur Phantasie bleiben. Oder?
Tags darauf wird Frank aus fadenscheinigen Gründen entlassen, sein Arzt teilt ihm mit, dass seine Kopfschmerzen wohl von einem Hirntumor herrühren und seiner Tochter ist ihr GameBoy und ein iPhone offensichtlich wichtiger, als der wöchentliche Besuch bei ihm. Mit seiner alten Pistole im Mund und vor laufendem Fernseher fasst er einen Entschluss. Warum sich töten, wenn er auch Chloe, das verzogene Gör‘ erschießen könnte? Kurzerhand klaut er den Wagen des Nachbarn und fährt los.

Über den Film:
Schon im ersten Moment wird klar: God Bless America will mit der aktuellen Popkultur abrechnen. Überzogene Darstellungen der momentanen Fernsehformate in Amerika, die so oder ähnlich auch bei uns ausgestrahlt werden, zeigen, dass etwas falsch läuft. Ein Skandal jagt den nächsten, jeder Schlimmer und Unsozialer als der davor. Leicht philosophisch angehaucht kommentiert Frank das ganze erst, redet auch mit anderen darüber, stößt aber auf allgemeines Unverständnis. Dann tut er das, was viele selbstauserkorene Antimainstreamler wohl recht gutheißen würden. Und damit spielt der Film diesen natürlich direkt in die Arme. Leider wirkt die Aussage des Films, vor allem durch einige belehrende Monologe von Frank, vor allem seiner Abschlussrede, recht aufgesetzt. Ihr seid dumm, macht’s doch bitte besser! Selbstjustiz und eigene Definitionen von Gut und Böse bestimmen das Leitbild von Frank und Roxxy, seiner Zeitweiligen Gefährtin. Einiges, wie die Kino-Szene, wirkt auch relativ zusammengeworfen, um zu sagen: Schaut, reden während eines Filmes ist Scheiße! Generell ist der läuft auch alles zu glatt und einfach, was der Film damit zu erklären versucht, dass jeder Mord wohl von den jeweilig hochstilisierten Gegnern der Parteien verübt wurden.
Stilistisch macht God Bless America ziemlich viel richtig. Schöne Bilder und Kameraführung und – von den Phantasiesequenzen mal abgesehen – unaufdringliche Effekte, die dem Ganzen Glaubwürdigkeit verleihen. Schauspielerisch ist vor allem Joel Murray hervorzuheben, man nimmt ihn seine Verdrossenheit, seinen Hass, aber auch seine eigentliche Hilflosigkeit und die daraus resultierende Entschlossenheit während des ganzen Filmes ab.

Meinung:
Was bleibt ist eine Mischung als Falling Down und Bonnie & Clyde. Mit der Popkultur abrechnen, dass tut der Film schon, nimmt sich und seine eigene Aussage dabei allerdings viel zu ernst. Jeder, dem dieser Film gefallen könnte, ist das, was der Film und Frank am Ende sagt, wohl schon vorher klar gewesen und jeden anderen wird er damit nicht überzeugen. Trotzdem, ein Blick ist er wert, vor allem, wenn man sich darauf einlässt, sich gedanklich damit noch etwas auseinanderzusetzen und nicht alles einfach so hinnimmt. Weder, was das Fernsehen allgemein, noch was God Bless America einem vorgibt. Ein spaßiger Amoklauf gegen Fanatismus, Dummheit und den sogenannten „Mainstream“.