Jahr: 1998
Genre: Dogma
95, Drama, Komödie
Regie: Lars
von Trier
Schauspieler: Jens
Albinus, Nikolaj Lie Kaas
Plot:
Eine Wohngemeinschaft unterschiedlichster Menschen hat es
sich zur Aufgabe gemacht, den jeweilige „Inneren Idioten“ zu entdecken und
erforschen. Dazu gehen sie in der Gruppe an öffentliche Orte und „machen auf
Gaga“, sprich sie spielen alle eine geistige Behinderung vor. So auch in einem
Restaurant, wo sich Stoffer, als sie zum Gehen aufgefordert wurden, an Karen
festhält und diese gutmütig mitgeht um im Auto kurz darauf hinter die Scharade
zu kommen. Da sie offensichtlich familiäre Probleme hat, beschließt sich in der
Kommune zu bleiben. So gehen sie einmal in ein Schwimmbad, ein anderes Mal besuchen
sie eine Fabrik, während immer zwei der Gruppe die Aufsichtspersonen mimen.
Doch Stoffer, der Initiator der ganzen Aktion, wird immer unzufriedener mit den
Darstellungen.
Über den Film:
Idioten ist der zweite Film der nach den Regeln des Dogma
95 gedreht wurde. Deswegen werde ich ihn, wie zuvor Vinterbergs „Das Fest“ erst
einmal im Rahmen dieser betrachten.
Die Schauplätze, wie in Regel 1 gefordert, sind entweder
das Haus, in dem sich die Gemeinschaft aufhält, oder Diverse öffentliche Plätze
wie ein Schwimmbad oder ein Restaurant. Regel 2 fordert keine später
eingespielte Musik. Musik kommt vor, aber es ist nicht klar, woher diese kommt.
Die Aufnahme erfolgt über Handkameras, wie man deutlich sieht, als einmal ein
Kameramensch ins Bild tritt und schnell wieder zu verschwinden versucht. Dies
passiert ebenfalls des Öfteren mit dem Mikrophon, das von oben ins Bild schaut.
Das ist meiner Meinung, trotz des Korsetts des Dogma 95, eine recht schlampige
Arbeit und zerstört die Illusion, die genau mit diesem Konzept geschaffen
werden sollte. Effekte und unrealistische Gewalt fehlen (Regel 5 und 6) und
auch der Zeitpunkt ist das „Hier und Jetzt“ (Regel 7). Von Trier hat sich somit
wohl größtenteils an seine eigenen Regeln gehalten.
Die Story des Films selbst ist allerdings nicht relativ
einfallsreich oder gar gut. Eine Kommune, die sich zusammengeschlossen hat, in
guter Hippiemanier in einem (mehr oder minder) besetzen Haus, das nach ihren
Regeln lebt und sich abschottet. So weit so unkreativ. Die Idee des „Inneren
Idioten“ ist an sich recht nett, aber im Film selbst kommt mehr der Eindruck
auf, als ob es den Protagonisten weniger um die Selbstfindung als mehr um eine Verballhornung
der Umwelt. Dass die Meisten gegen Ende das Spiel mehr als eine Flucht vor der
Realität sehen, was dem geistigen Chef natürlich nicht gefällt, versteht sich
da fast von selbst.
Meinung:
Idioten ist ein erstaunlich belangloser Film von Lars von
Trier. Das mag an Dogma 95 liegen, allerdings würde das dann den Zweck dieses
Konzeptes komplett widerlegen. Was nützt mir ein Film, der nach großartigen
Regeln gedreht wurde, um die ursprüngliche Kunst des Mediums zurückzuholen,
wenn der Film selbst nicht wirkt? Die Umsetzung der Regeln selbst ist gut zu
erkennen, aber der Plot und die schlampige Dreharbeit stören das Gesamtbild des
Werkes leider erheblich. Auch, oder eher gerade, die expliziten, pornographischen
Szenen machen das nicht besser. Von von Trier hätte ich deutlich mehr erwartet.