14. Mai 2012

Idioten




Jahr: 1998

Genre: Dogma 95, Drama, Komödie

Regie: Lars von Trier

Schauspieler: Jens Albinus, Nikolaj Lie Kaas








Plot:
Eine Wohngemeinschaft unterschiedlichster Menschen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den jeweilige „Inneren Idioten“ zu entdecken und erforschen. Dazu gehen sie in der Gruppe an öffentliche Orte und „machen auf Gaga“, sprich sie spielen alle eine geistige Behinderung vor. So auch in einem Restaurant, wo sich Stoffer, als sie zum Gehen aufgefordert wurden, an Karen festhält und diese gutmütig mitgeht um im Auto kurz darauf hinter die Scharade zu kommen. Da sie offensichtlich familiäre Probleme hat, beschließt sich in der Kommune zu bleiben. So gehen sie einmal in ein Schwimmbad, ein anderes Mal besuchen sie eine Fabrik, während immer zwei der Gruppe die Aufsichtspersonen mimen. Doch Stoffer, der Initiator der ganzen Aktion, wird immer unzufriedener mit den Darstellungen.

Über den Film:
Idioten ist der zweite Film der nach den Regeln des Dogma 95 gedreht wurde. Deswegen werde ich ihn, wie zuvor Vinterbergs „Das Fest“ erst einmal im Rahmen dieser betrachten.
Die Schauplätze, wie in Regel 1 gefordert, sind entweder das Haus, in dem sich die Gemeinschaft aufhält, oder Diverse öffentliche Plätze wie ein Schwimmbad oder ein Restaurant. Regel 2 fordert keine später eingespielte Musik. Musik kommt vor, aber es ist nicht klar, woher diese kommt. Die Aufnahme erfolgt über Handkameras, wie man deutlich sieht, als einmal ein Kameramensch ins Bild tritt und schnell wieder zu verschwinden versucht. Dies passiert ebenfalls des Öfteren mit dem Mikrophon, das von oben ins Bild schaut. Das ist meiner Meinung, trotz des Korsetts des Dogma 95, eine recht schlampige Arbeit und zerstört die Illusion, die genau mit diesem Konzept geschaffen werden sollte. Effekte und unrealistische Gewalt fehlen (Regel 5 und 6) und auch der Zeitpunkt ist das „Hier und Jetzt“ (Regel 7). Von Trier hat sich somit wohl größtenteils an seine eigenen Regeln gehalten.
Die Story des Films selbst ist allerdings nicht relativ einfallsreich oder gar gut. Eine Kommune, die sich zusammengeschlossen hat, in guter Hippiemanier in einem (mehr oder minder) besetzen Haus, das nach ihren Regeln lebt und sich abschottet. So weit so unkreativ. Die Idee des „Inneren Idioten“ ist an sich recht nett, aber im Film selbst kommt mehr der Eindruck auf, als ob es den Protagonisten weniger um die Selbstfindung als mehr um eine Verballhornung der Umwelt. Dass die Meisten gegen Ende das Spiel mehr als eine Flucht vor der Realität sehen, was dem geistigen Chef natürlich nicht gefällt, versteht sich da fast von selbst.

Meinung:
Idioten ist ein erstaunlich belangloser Film von Lars von Trier. Das mag an Dogma 95 liegen, allerdings würde das dann den Zweck dieses Konzeptes komplett widerlegen. Was nützt mir ein Film, der nach großartigen Regeln gedreht wurde, um die ursprüngliche Kunst des Mediums zurückzuholen, wenn der Film selbst nicht wirkt? Die Umsetzung der Regeln selbst ist gut zu erkennen, aber der Plot und die schlampige Dreharbeit stören das Gesamtbild des Werkes leider erheblich. Auch, oder eher gerade, die expliziten, pornographischen Szenen machen das nicht besser. Von von Trier hätte ich deutlich mehr erwartet.

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