6. Juli 2012

God Bless America




Jahr: 2011

Genre: Schwarze Komödie

Regie: Bobcat Goldthwait

Schauspieler: Joel Murray, Tara Lynne Barr









Plot:
Frank ist eigentlich ein armer Tropf. Seit elf Jahren in einem Bürojob gefangen und getrennt von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter lebend muss er sich nachts noch das Geschrei der Nachbarn über Lindsay Lohans neusten Absturz oder den peinlichen Kandidaten bei American Superstars anhören, genauso wie das des Babies, das einfach keine Ruhe geben will. Wachgehalten davon und von seinen Kopfschmerzen bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als seine Zeit vor dem Fernseher totzuschlagen. Klingeltonwerbung, eine Doku über eine Frauen-WG, in der sich die Bewohnerinnen gegenseitig ins Essen machen und mit benutzen Tampons bewerfen, überzogene Lächerlichmachung des aktuellen Superstarskandidaten und verzogene Gören, die sich über den falschen Wagen zu ihrem Sechzehnten Geburtstag aufregen bestimmen das Medienbild. Seine Nachbarn erschießen, das wäre doch was, aber das kann ja nur Phantasie bleiben. Oder?
Tags darauf wird Frank aus fadenscheinigen Gründen entlassen, sein Arzt teilt ihm mit, dass seine Kopfschmerzen wohl von einem Hirntumor herrühren und seiner Tochter ist ihr GameBoy und ein iPhone offensichtlich wichtiger, als der wöchentliche Besuch bei ihm. Mit seiner alten Pistole im Mund und vor laufendem Fernseher fasst er einen Entschluss. Warum sich töten, wenn er auch Chloe, das verzogene Gör‘ erschießen könnte? Kurzerhand klaut er den Wagen des Nachbarn und fährt los.

Über den Film:
Schon im ersten Moment wird klar: God Bless America will mit der aktuellen Popkultur abrechnen. Überzogene Darstellungen der momentanen Fernsehformate in Amerika, die so oder ähnlich auch bei uns ausgestrahlt werden, zeigen, dass etwas falsch läuft. Ein Skandal jagt den nächsten, jeder Schlimmer und Unsozialer als der davor. Leicht philosophisch angehaucht kommentiert Frank das ganze erst, redet auch mit anderen darüber, stößt aber auf allgemeines Unverständnis. Dann tut er das, was viele selbstauserkorene Antimainstreamler wohl recht gutheißen würden. Und damit spielt der Film diesen natürlich direkt in die Arme. Leider wirkt die Aussage des Films, vor allem durch einige belehrende Monologe von Frank, vor allem seiner Abschlussrede, recht aufgesetzt. Ihr seid dumm, macht’s doch bitte besser! Selbstjustiz und eigene Definitionen von Gut und Böse bestimmen das Leitbild von Frank und Roxxy, seiner Zeitweiligen Gefährtin. Einiges, wie die Kino-Szene, wirkt auch relativ zusammengeworfen, um zu sagen: Schaut, reden während eines Filmes ist Scheiße! Generell ist der läuft auch alles zu glatt und einfach, was der Film damit zu erklären versucht, dass jeder Mord wohl von den jeweilig hochstilisierten Gegnern der Parteien verübt wurden.
Stilistisch macht God Bless America ziemlich viel richtig. Schöne Bilder und Kameraführung und – von den Phantasiesequenzen mal abgesehen – unaufdringliche Effekte, die dem Ganzen Glaubwürdigkeit verleihen. Schauspielerisch ist vor allem Joel Murray hervorzuheben, man nimmt ihn seine Verdrossenheit, seinen Hass, aber auch seine eigentliche Hilflosigkeit und die daraus resultierende Entschlossenheit während des ganzen Filmes ab.

Meinung:
Was bleibt ist eine Mischung als Falling Down und Bonnie & Clyde. Mit der Popkultur abrechnen, dass tut der Film schon, nimmt sich und seine eigene Aussage dabei allerdings viel zu ernst. Jeder, dem dieser Film gefallen könnte, ist das, was der Film und Frank am Ende sagt, wohl schon vorher klar gewesen und jeden anderen wird er damit nicht überzeugen. Trotzdem, ein Blick ist er wert, vor allem, wenn man sich darauf einlässt, sich gedanklich damit noch etwas auseinanderzusetzen und nicht alles einfach so hinnimmt. Weder, was das Fernsehen allgemein, noch was God Bless America einem vorgibt. Ein spaßiger Amoklauf gegen Fanatismus, Dummheit und den sogenannten „Mainstream“.

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