9. März 2012

Der Tintenfisch und der Wal




Jahr: 2005

Genre: Tragikomödie

Regie: Noah Baumbach

Schauspieler: Jeff Daniels, Laura Linney, Jesse Eisenberg, Anna Paquin








Plot:
Familie Berkman aus Brooklyn, New York 1986: Auf den ersten Blick eine normale, glückliche Familie. Vater Bernard ist ein erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau Joan schafft gerade mit ihrer Schreiberkarriere den entscheidenden Schritt. Der 16 jährige Sohn Walt entdeckt seine Leidenschaft für das künstlerische, vor allem die Gitarre und interessiert sich nebenbei für Literatur. Frank, 12, findet Gefallen am Tennisspiel mit seinem Trainer Ivan und den Spielen mit der gesamten Familie. Doch das Glück ist trügerisch, nach kurzer Zeit offenbaren die Eltern ihren Kindern, dass sie sich scheiden lassen. Überrumpelt von dieser Mitteilung versuchen die Söhne ihren auch nicht ganz rund laufenden Alltag zu bewältigen. Walt, der sehr von seinem dominanten und starken Vater beeinflusst wird, gibt vor, all die Literatur zu kennen, die dieser als gut und lesenswert erachtet und jongliert amateurhaft mit einzelnen Fachbegriffen über diese Bücher, ohne sie überhaupt selbst gelesen zu haben. Frank wiederrum, an der Schwelle zur Pubertät, wird zunehmend aggressiver, weiß nicht, mit seinem aufkeimenden Sexualtrieb umzugehen und fängt an, heimlich Alkohol zu trinken. Joan und Bernard teilen sich das Sorgerecht, das die Kinder unter der Woche regelmäßig zu beiden hin und herschickt. Während Joan gefangen zwischen der alten Ehe und neuer Liebe, dem Tennislehrer Ivan, sieht Bernard ihren Erfolg und seinen zunehmenden Misserfolg als Autor als Grund für die Trennung und wirft ihr das vor.

Über den Film:
Der Tintenfisch und der Wal zeigt alltägliche Probleme einer Scheidung für alle Beteiligten zu einer Zeit, in der eine Trennung noch nicht so normal war wie jetzt. Mit viel Gefühl ist zu sehen, wie die jeweiligen Personen weiterzuleben, aber die Tatsache sich doch immer wieder in ihr Leben schleicht. Beispielsweise wie die Brüder sich, genau wie die Eltern, immer weiter voneinander entfernen. Walt, der nach kurzer Zeit nur noch bei seinem Vorbild, seinem Vater leben möchte und versucht, ihn zu beeindrucken und Frank, der zwar immer mehr die teils cholerische Art seines Vaters annimmt, mit ihm selbst aber immer weniger zurechtkommt. So lernt Walt Pink Floyds „Hey You“ zu spielen und zu singen und gibt es als seine eigene Komposition aus. Auch in Sachen Frauen ist er hin und hergerissen. Während sein Vater meint, mit seiner ersten Freundin könne er ja mal ein paar Sachen ausprobieren, wäre ja eh nichts festes, ist Walt selbst noch nicht wirklich bereit, diesen Schritt zu machen. Frank, der heimlich trinkt und anfängt, seinen Tennislehrer zu beleidigen, wenn er verliert, entwickelt sich zunehmend von seinem Vater weg, ist aber auch über das Verhalten der Mutter, die offen mit ihrer Sexualität umgeht, sehr verwirrt. Gerade der Alkohol ist ein großer Kritikpunkt, den ich zu dem Film habe, man sieht Frank trinken, erst Bier, später Whiskey, aber wirklich weiter darauf eingegangen wird nicht. Das wäre, wie ich finde, aber definitiv nötig. Generell geht der Film zwar auf sehr vieles ein, aber die letzten Schritte fehlen manchmal. Als sich Bernard der Studentin Lili, die kurzzeitig bei ihm wohnt, nähert, auch gegen ihren Willen zum Beispiel. Zwar passiert nicht wirklich was, aber die Szene selbst hätte noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie stellt zwar die Dominanz, die der Vater generell auszustrahlen versucht, gut dar, aber sie dann einfach nur fast kommentarlos ausziehen zu lassen ist etwas wenig.
Technisch und schauspielerisch gibt es an Der Tintenfisch und der Wal nichts auszusetzen, mir gefällt vor allem der Versuch, den Film wie einen typischen aus den Achtzigern aussehen zu lassen.

Meinung:
Der Tintenfisch und der Wal ist ein trauriger Blick auf die Realität einer zerrütteten Ehe. Abgesehen von einigen Schwächen zeigt er mit einer passenden, melancholischen Note, die Situation, in der jeder der Familie, aber auch Freunde derer geworfen werden. Man fühlt die autobiographische Note des Regisseurs in jeder Minute und nimmt ihm ab, zu wissen, worüber er berichtet.

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