Genre: Tragikomödie
Regie: Noah
Baumbach
Schauspieler: Jeff
Daniels, Laura Linney, Jesse Eisenberg, Anna Paquin
Plot:
Familie Berkman aus Brooklyn, New York 1986: Auf den
ersten Blick eine normale, glückliche Familie. Vater Bernard ist ein
erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau Joan schafft gerade mit ihrer
Schreiberkarriere den entscheidenden Schritt. Der 16 jährige Sohn Walt entdeckt
seine Leidenschaft für das künstlerische, vor allem die Gitarre und
interessiert sich nebenbei für Literatur. Frank, 12, findet Gefallen am
Tennisspiel mit seinem Trainer Ivan und den Spielen mit der gesamten Familie. Doch
das Glück ist trügerisch, nach kurzer Zeit offenbaren die Eltern ihren Kindern,
dass sie sich scheiden lassen. Überrumpelt von dieser Mitteilung versuchen die
Söhne ihren auch nicht ganz rund laufenden Alltag zu bewältigen. Walt, der sehr
von seinem dominanten und starken Vater beeinflusst wird, gibt vor, all die Literatur
zu kennen, die dieser als gut und lesenswert erachtet und jongliert amateurhaft
mit einzelnen Fachbegriffen über diese Bücher, ohne sie überhaupt selbst
gelesen zu haben. Frank wiederrum, an der Schwelle zur Pubertät, wird zunehmend
aggressiver, weiß nicht, mit seinem aufkeimenden Sexualtrieb umzugehen und
fängt an, heimlich Alkohol zu trinken. Joan und Bernard teilen sich das
Sorgerecht, das die Kinder unter der Woche regelmäßig zu beiden hin und
herschickt. Während Joan gefangen zwischen der alten Ehe und neuer Liebe, dem
Tennislehrer Ivan, sieht Bernard ihren Erfolg und seinen zunehmenden Misserfolg
als Autor als Grund für die Trennung und wirft ihr das vor.
Über den Film:
Der Tintenfisch und der Wal zeigt alltägliche Probleme
einer Scheidung für alle Beteiligten zu einer Zeit, in der eine Trennung noch
nicht so normal war wie jetzt. Mit viel Gefühl ist zu sehen, wie die jeweiligen
Personen weiterzuleben, aber die Tatsache sich doch immer wieder in ihr Leben
schleicht. Beispielsweise wie die Brüder sich, genau wie die Eltern, immer
weiter voneinander entfernen. Walt, der nach kurzer Zeit nur noch bei seinem
Vorbild, seinem Vater leben möchte und versucht, ihn zu beeindrucken und Frank,
der zwar immer mehr die teils cholerische Art seines Vaters annimmt, mit ihm
selbst aber immer weniger zurechtkommt. So lernt Walt Pink Floyds „Hey You“ zu
spielen und zu singen und gibt es als seine eigene Komposition aus. Auch in
Sachen Frauen ist er hin und hergerissen. Während sein Vater meint, mit seiner
ersten Freundin könne er ja mal ein paar Sachen ausprobieren, wäre ja eh nichts
festes, ist Walt selbst noch nicht wirklich bereit, diesen Schritt zu machen.
Frank, der heimlich trinkt und anfängt, seinen Tennislehrer zu beleidigen, wenn
er verliert, entwickelt sich zunehmend von seinem Vater weg, ist aber auch über
das Verhalten der Mutter, die offen mit ihrer Sexualität umgeht, sehr verwirrt.
Gerade der Alkohol ist ein großer Kritikpunkt, den ich zu dem Film habe, man
sieht Frank trinken, erst Bier, später Whiskey, aber wirklich weiter darauf
eingegangen wird nicht. Das wäre, wie ich finde, aber definitiv nötig. Generell
geht der Film zwar auf sehr vieles ein, aber die letzten Schritte fehlen
manchmal. Als sich Bernard der Studentin Lili, die kurzzeitig bei ihm wohnt,
nähert, auch gegen ihren Willen zum Beispiel. Zwar passiert nicht wirklich was,
aber die Szene selbst hätte noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie
stellt zwar die Dominanz, die der Vater generell auszustrahlen versucht, gut
dar, aber sie dann einfach nur fast kommentarlos ausziehen zu lassen ist etwas
wenig.
Technisch und schauspielerisch gibt es an Der Tintenfisch
und der Wal nichts auszusetzen, mir gefällt vor allem der Versuch, den Film wie
einen typischen aus den Achtzigern aussehen zu lassen.
Meinung:
Der Tintenfisch und der Wal ist ein trauriger Blick auf
die Realität einer zerrütteten Ehe. Abgesehen von einigen Schwächen zeigt er
mit einer passenden, melancholischen Note, die Situation, in der jeder der
Familie, aber auch Freunde derer geworfen werden. Man fühlt die autobiographische
Note des Regisseurs in jeder Minute und nimmt ihm ab, zu wissen, worüber er
berichtet.
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