Jahr: 1997
Genre: Dokudrama
Regie: Harmony
Korine
Schauspieler: Jacob
Reynolds, Chloe Sevigny
Plot:
Anfangs wird von einem Wirbelsturm berichtet, der die
Kleinstadt Xenia in Ohio vor einer Weile verwüstet hat. Die Menschen dort
mussten dabei schreckliches mitansehen, beispielsweise wie ein Mann, nachdem er
erfasst wurde, mit herausstehenden Knochen auf dem Boden gelandet ist oder ein
Hund, der sich in einer Fernsehantenne verfangen hat.
Der restliche Teil des Filmes berichtet vom Leben der
Leute, vor allem der Kinder und Jugendlichen, in Xenia. Da wären zum Beispiel
Solomon und Tummler, die Jagd auf streunende Katzen machen, um sie dann an den
örtlichen Fleischhändler zu verkaufen. Oder die Schwestern Darby und Dot,
welche sich anscheinend nur um ihr Aussehen und ihre Katze Food Food kümmern
und sorgen. Ein Junge, der nur in mit einer Hose und dem Kopfteil eines großen,
rosanen Hasenkostüm bekleidet ist, vertreibt sich die Zeit mit verschiedenen
Dingen, wie von einer Brücke pinkeln und spucken. So vergeht die Zeit in Xenia,
ohne das viel passiert bis auf die eigenen, hausgemachten Probleme.
Über den Film:
Der Plot ist etwas verwirrend und unzusammenhängend? So
ist das auch wohl mehr oder minder von Gummo gewollt. Der ganze Film ist mehr
im Stile einer Dokumentation aufgezogen, so werden zum einen immer wieder die
gleichen Menschen gezeigt, was sie gerade tun und denken, und das abwechselnd,
mal Solomon und Tummler, mal Darby und Dot, mal der Hasenjunge oder mal ein Treffen
mit anderen Leuten beim Kräftemessen im Armdrücken beispielsweise.
Unterstrichen wird der Dokucharakter von Gedankeneinblendungen der einzelnen
Figuren, vor allem der beiden Katzenjäger, die aus ihrer Vergangenheit und
ihrem jetzigen Leben erzählen. Ebenso ist die Technik an sich eher schlicht und
teilweise amateurhaft mit wackelnder Kamera und Super 8 Filmen gehalten. Dies
zusammen ergibt den Eindruck, man sähe hier tatsächlich das Leben in einer
amerikanischen Unterschicht-Kleinstadt, bei der der geflügelte Begriff „White-Trash“
ziemlich genau zutrifft. Vor allem auch, da die Schauspieler fast allsamt Leien
sind, die sich einfach selbst zu spielen scheinen.
Die sich so entwickelte Gesamtsituation scheint durch die
vergangene Tragödie des Wirbelsturms ausgelöst worden zu sein, den die
Bevölkerung des Städtchens wohl nie wirklich verarbeitet hat und sie jetzt
einfach so vor sich hinleben, verrohen und vor allem gegen die Langeweile
ankämpfen.
Zusammen mit einem eher unkonventionellen Soundtrack, der
tief in die Black Metal Kiste greift und so in manchen Szenen Lieder von Bathory
oder Niefelheim einspielt oder Gedankenszenen mit Burzums Ambientestück „Rundgang
um die transzendentale Säule der Singularität“ hinterlegt werden, schafft eine ganz eigene und
eigenartige Atmosphäre, die einen zugleich fasziniert aber auch abschreckt.
Meinung:
Harmony Korine hat eine eigene, seltsame Art des
Filmemachens. Nach seinem Drehbuchdebüt Kids, das vom Grundthema der verrohenden
Jugendlichen, ihren Situationen und wie sie damit umgehen, recht ähnlich ist,
führte er hier selbst Regie. Die Situation hat mich teilweise an (eine
abgeschwächte Version) der Spielereihe „Fallout“ erinnert. Nach der Katastrophe
versuchen die Menschen weiterzuleben und damit klarzukommen, was passiert ist,
wobei sich eine eigene Struktur und Kultur entwickelt. Da es gleichzeitig auch
einen autobiographischen Ansatz Korines gibt, bleibt die Frage offen, inwiefern
und ob sich eine solche Welt am Rande der Gesellschaft wirklich entwickelt. Seltsam
und auf eine eigene Art faszinierend.
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