2. März 2012

Gummo




Jahr: 1997

Genre: Dokudrama

Regie: Harmony Korine

Schauspieler: Jacob Reynolds, Chloe Sevigny







Plot:
Anfangs wird von einem Wirbelsturm berichtet, der die Kleinstadt Xenia in Ohio vor einer Weile verwüstet hat. Die Menschen dort mussten dabei schreckliches mitansehen, beispielsweise wie ein Mann, nachdem er erfasst wurde, mit herausstehenden Knochen auf dem Boden gelandet ist oder ein Hund, der sich in einer Fernsehantenne verfangen hat.
Der restliche Teil des Filmes berichtet vom Leben der Leute, vor allem der Kinder und Jugendlichen, in Xenia. Da wären zum Beispiel Solomon und Tummler, die Jagd auf streunende Katzen machen, um sie dann an den örtlichen Fleischhändler zu verkaufen. Oder die Schwestern Darby und Dot, welche sich anscheinend nur um ihr Aussehen und ihre Katze Food Food kümmern und sorgen. Ein Junge, der nur in mit einer Hose und dem Kopfteil eines großen, rosanen Hasenkostüm bekleidet ist, vertreibt sich die Zeit mit verschiedenen Dingen, wie von einer Brücke pinkeln und spucken. So vergeht die Zeit in Xenia, ohne das viel passiert bis auf die eigenen, hausgemachten Probleme.

Über den Film:
Der Plot ist etwas verwirrend und unzusammenhängend? So ist das auch wohl mehr oder minder von Gummo gewollt. Der ganze Film ist mehr im Stile einer Dokumentation aufgezogen, so werden zum einen immer wieder die gleichen Menschen gezeigt, was sie gerade tun und denken, und das abwechselnd, mal Solomon und Tummler, mal Darby und Dot, mal der Hasenjunge oder mal ein Treffen mit anderen Leuten beim Kräftemessen im Armdrücken beispielsweise. Unterstrichen wird der Dokucharakter von Gedankeneinblendungen der einzelnen Figuren, vor allem der beiden Katzenjäger, die aus ihrer Vergangenheit und ihrem jetzigen Leben erzählen. Ebenso ist die Technik an sich eher schlicht und teilweise amateurhaft mit wackelnder Kamera und Super 8 Filmen gehalten. Dies zusammen ergibt den Eindruck, man sähe hier tatsächlich das Leben in einer amerikanischen Unterschicht-Kleinstadt, bei der der geflügelte Begriff „White-Trash“ ziemlich genau zutrifft. Vor allem auch, da die Schauspieler fast allsamt Leien sind, die sich einfach selbst zu spielen scheinen.
Die sich so entwickelte Gesamtsituation scheint durch die vergangene Tragödie des Wirbelsturms ausgelöst worden zu sein, den die Bevölkerung des Städtchens wohl nie wirklich verarbeitet hat und sie jetzt einfach so vor sich hinleben, verrohen und vor allem gegen die Langeweile ankämpfen.
Zusammen mit einem eher unkonventionellen Soundtrack, der tief in die Black Metal Kiste greift und so in manchen Szenen Lieder von Bathory oder Niefelheim einspielt oder Gedankenszenen mit Burzums Ambientestück „Rundgang um die transzendentale Säule der Singularität“ hinterlegt werden, schafft eine ganz eigene und eigenartige Atmosphäre, die einen zugleich fasziniert aber auch abschreckt.

Meinung:
Harmony Korine hat eine eigene, seltsame Art des Filmemachens. Nach seinem Drehbuchdebüt Kids, das vom Grundthema der verrohenden Jugendlichen, ihren Situationen und wie sie damit umgehen, recht ähnlich ist, führte er hier selbst Regie. Die Situation hat mich teilweise an (eine abgeschwächte Version) der Spielereihe „Fallout“ erinnert. Nach der Katastrophe versuchen die Menschen weiterzuleben und damit klarzukommen, was passiert ist, wobei sich eine eigene Struktur und Kultur entwickelt. Da es gleichzeitig auch einen autobiographischen Ansatz Korines gibt, bleibt die Frage offen, inwiefern und ob sich eine solche Welt am Rande der Gesellschaft wirklich entwickelt. Seltsam und auf eine eigene Art faszinierend.


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