3. April 2012

Lilja 4-ever




Jahr: 2002

Genre: Drama

Regie: Lukas Moodysson

Schauspieler: Oksana Akinshina, Artyom Bogucharsky









Plot:
Die sechzehnjährige Lilja ist niedergeschlagen. Eigentlich sollte sie mit ihrer Mutter und deren neuen Freund aus der trostlosen Plattenbausiedlung in der ehemaligen Sowjetunion nach Amerika umziehen. Doch dann wird ihr eröffnet, dass die beiden alleine fahren und sie sich in die Obhut ihrer Tante geben soll. Doch diese ist mehr an ihrem eigenen Wohl interessiert, wirft Lilja aus ihrer alten Wohnung und zieht dort kurzerhand selbst ein. In ihrer neuen, sehr gammligen Wohnung will sich Lilja nicht wirklich wohl fühlen. Auch die Gesellschaft des elfjährigen Wolodja, der viel Ärger zuhause hat, hilft ihr nur bedingt über die Probleme hinweg, die sich auftuen. Allen voran fehlt ihr das Geld zum Leben. Durch eine Freundin, die sich in einer Disco an Männer verkauft wird ihr ein neuer Weg aufgezeigt. Da Lilja keinen anderen Ausweg sieht, dank mangelnder Schulausbildung und genereller Jobflaute, lässt sie sich darauf ein. Bei ihren nächtlichen Unternehmungen lernt sie Andrej kennen, ein netter, junger Mann, der offensichtlich mehr von ihr will als nur Sex für Geld. Nach einigen Treffen verspricht er ihr eine tolle Zukunft mit Wohnung und Arbeit in seiner eigentlichen Heimat, Schweden ….

Über den Film:
Lukas Moodyssons Drama über das Elend in ehemals sowjetischen Arbeitergegenden, jetzt Ghettos, stellt kompromisslos das Notleiden der Menschen und vor allem der Jugend dar. Während die Eltern arbeiten können, aber aufgrund ihrer Lebenssituation ihre Kinder mehr als sträflich vernachlässigen, werden diese in Hoffnungslosigkeit zurückgelassen. Der soziale Abstieg, von so tief er auch anfangen möchte, ist immer noch möglich und scheint nicht wirklich aufhaltbar zu sein, außer mit radikalen Methoden. So versteht man die Entscheidungen, die die Protagonistin trifft sehr gut, auch wenn immer der Beigeschmack des Falschen miteinhergeht. Man sieht, wie widerstrebend Lilja ihre „Aufgabe“ wahrnimmt, aber welchen sozialen Vorteil ihr die Vergütung am Ende bringt. Das sie jetzt nicht mehr auf Getränke und Strom verzichten muss zum Beispiel oder dass sie ihrem besten Freund ein tolles Geschenk machen kann. Darstellerische Mittel, wie das Filmen aus der Sicht der Protagonistin lassen aber die Qual des Aktes vermuten, der sie sich immer wieder aussetzt und wie viel schlimmer es dann auch wird, wenn das Ganze überhaupt nicht mehr freiwillig geschieht, wenn davon überhaupt je die Rede sein kann. Oksana Akinshina spielt ihre Rolle sehr überzeugend und mit einer etwas wackligen Kamera hat der Film auch ein wenig Dokumentationscharakter, was der Thematik gut tut und dem Film noch mehr Realismus einhaucht.

Meinung:
Lilja 4-ever geht unter die Haut. Fast kompromisslos wird die Sechzehnjährige auf ihren Weg gezwungen, aber ihre Schritte und ihr Handeln bleiben immer nachvollziehbar. Was wie eine trostlose Tragödie beginnt endet in einem hilflosen Horrorszenario, in das man sich dank schon angesprochener Stilmittel direkt hineinversetzen kann. Der Realismus und die Tatsache, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert, dürfte dem Film eine Note verleihen, die einen nicht kalt lassen sollte. Ein ruhiges und gemächliches Drama, dessen Thematik stark unter die Haut geht.

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