Genre: (Semi-)
Biografie
Regie: David
Cronenberg
Schauspieler: Peter
Weller, Judy Davis, Ian Holm
Plot:
William Lee lebt im New York der fünfziger Jahre und ist
Kammerjäger von Beruf. Zur Schädlingsbekämpfung nutzt er ein gelbliches Pulver,
welches ihm während eines Auftrages ausgeht, was ihm in der Arbeitszentrale
Ärger einbringt. Beim Mittagessen unterhält er sich mit zwei Freunden über das
Schreiben. Während der Eine der Überzeugung ist, das etwas Geschriebenes
umzuschreiben Zensur ist, meint der Andere, er würde jedes Wort hundert Mal
ändern, bevor er zufrieden ist. Lee entgegnet mit dem Satz: „Jeden vernünftigen
Gedanken sollst du vertilgen!“. Er erfährt daraufhin, dass wohl seine Frau an
dem Ausgang seines Pulvers schuld sein. Zuhause erwischt er sie dabei, wie sie
sich das Zeug aufgelöst in die Brust spritzt. Sie überredet ihn, auch von
dieser Droge zu probieren, was er dann auch tut.
Später wird William von der Polizei über seine
Drogenvergangenheit verhört. Als die Beamten den Raum verlassen bekommt er von
einem riesigen Käfer den Auftrag, seine Frau zu töten, da sie eine Spionin und
auch eigentlich gar kein Mensch sei. Danach besucht er Dr. Benway, der ihm eine
Art Ersatzdroge gibt, um seine Frau von dem Gelben Pulver abzugewöhnen. Im
darauffolgenden, weiteren Drogenrausch erschießt Lee sie, mehr oder weniger
unabsichtlich, in den Kopf.
Daraufhin bekommt er den Auftrag, als Agent nach
„Interzone“ im Nordwesten Afrikas zu reisen und von dort zu berichten. Dort
entfaltet sich eine Spirale aus Drogen, insektoiden Gestalten und Maschinen,
Sexualität, vor allem gleichgeschlechtlicher und weiteren, kuriosen
Begebenheiten.
Über den Film:
Naked Lunch ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches
aus dem Jahr 1959 von William S. Burroughs. Der Film zeigt allerdings nicht
direkt die Geschehnisse, wie sie im Buch geschildert sind, sondern die
Entstehung desselben. Interpretationsstoff bietet Naked Lunch sehr viel. Das
hängt vor allem damit zusammen, dass Realität, Wahn und Fiktion durch den
Drogenkonsum des Protagonisten immer mehr zu einer Einheit verschwimmen und
dadurch eine eigene, von Lee selbst erschaffene Wirklichkeit gezeigt wird.
Einige Hauptaspekte sind im Film immer wieder zu finden. Zum einen das
Schreiben an sich, mit dem sich William die ganze Zeit beschäftigt, anscheinend
relativ unzusammenhängend. Dann vor allem Homosexualität, vor der sich der
Hauptcharakter zu Anfang fürchtet, aber gegen Ende ihr immer mehr nachgibt,
ohne aber wirklich die letzten Hemmungen vor ihr zu verlieren. Auch Insekten
und ähnliche Gestalten, die mal so und mal in einer Art Kreuzung mit
Schreibmaschinen auftauchen und man auch nicht immer sicher sein kann, wer
gerade schreibt, das Insekt beziehungsweise die Maschine, das Lee hin und
wieder Sätze vorgibt oder er selbst. Der letzte, große Aspekt sind die Drogen,
die Lee über den Film dauernd konsumiert und damit in immer zwischen anderen
Wirklichkeitsebenen quasi wechselt.
Das alles dient der Veranschaulichung des kreativen
Schaffens des Schreibers, der in Naked Lunch Darsteller und Autor in einem ist.
Die Abschaffung und Zerstörung der Logik, die jedem kreativen Prozess im Wege
steht ist ein offensichtliches Ziel Lees durch den Drogenkonsum. Im Film selbst
gibt es eine kurze Zwischenszene, in der er wohl klar ist und mit seinen beiden
Freunden vom Anfang redet, die ganz begeistert von seinem Geschriebenen sind.
Als sie daraus vorlesen, erkennt William und auch ich, der Zuschauer, keine
dieser Zeilen.
Hustlers of the World,
there is a Mark, you cannot beat:
The Mark inside …
The Mark inside …
(William S. Burroughs)
Meinung:
Naked Lunch ist ein kafkaesker Trip durch die Surrealität
des Kreativen Schaffens. Pervers, Eklig, Brutal. Viel zu interpretieren gibt es
und alles zu verstehen fällt sicherlich recht schwer, vor allem, da es sich um
eine Art Biographie William S. Burroughs handelt. Auf jeden Fall ein
interessanterer Streifen, das Autor/Akteur Prinzip überzeugt und verwirrt
zugleich. Das anfängliche Zitat eines mittelalterlichen, islamistischen
Religionsführer (Hassan-I Sabbah) zieht sich wie ein roter Streifen durch den
gesamten Film:
Nichts ist wahr; Alles ist erlaubt.
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