16. Februar 2012

Naked Lunch




Jahr: 1991

Genre: (Semi-) Biografie

Regie: David Cronenberg

Schauspieler: Peter Weller, Judy Davis, Ian Holm









Plot:
William Lee lebt im New York der fünfziger Jahre und ist Kammerjäger von Beruf. Zur Schädlingsbekämpfung nutzt er ein gelbliches Pulver, welches ihm während eines Auftrages ausgeht, was ihm in der Arbeitszentrale Ärger einbringt. Beim Mittagessen unterhält er sich mit zwei Freunden über das Schreiben. Während der Eine der Überzeugung ist, das etwas Geschriebenes umzuschreiben Zensur ist, meint der Andere, er würde jedes Wort hundert Mal ändern, bevor er zufrieden ist. Lee entgegnet mit dem Satz: „Jeden vernünftigen Gedanken sollst du vertilgen!“. Er erfährt daraufhin, dass wohl seine Frau an dem Ausgang seines Pulvers schuld sein. Zuhause erwischt er sie dabei, wie sie sich das Zeug aufgelöst in die Brust spritzt. Sie überredet ihn, auch von dieser Droge zu probieren, was er dann auch tut.
Später wird William von der Polizei über seine Drogenvergangenheit verhört. Als die Beamten den Raum verlassen bekommt er von einem riesigen Käfer den Auftrag, seine Frau zu töten, da sie eine Spionin und auch eigentlich gar kein Mensch sei. Danach besucht er Dr. Benway, der ihm eine Art Ersatzdroge gibt, um seine Frau von dem Gelben Pulver abzugewöhnen. Im darauffolgenden, weiteren Drogenrausch erschießt Lee sie, mehr oder weniger unabsichtlich, in den Kopf.
Daraufhin bekommt er den Auftrag, als Agent nach „Interzone“ im Nordwesten Afrikas zu reisen und von dort zu berichten. Dort entfaltet sich eine Spirale aus Drogen, insektoiden Gestalten und Maschinen, Sexualität, vor allem gleichgeschlechtlicher und weiteren, kuriosen Begebenheiten.

Über den Film:
Naked Lunch ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches aus dem Jahr 1959 von William S. Burroughs. Der Film zeigt allerdings nicht direkt die Geschehnisse, wie sie im Buch geschildert sind, sondern die Entstehung desselben. Interpretationsstoff bietet Naked Lunch sehr viel. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Realität, Wahn und Fiktion durch den Drogenkonsum des Protagonisten immer mehr zu einer Einheit verschwimmen und dadurch eine eigene, von Lee selbst erschaffene Wirklichkeit gezeigt wird. Einige Hauptaspekte sind im Film immer wieder zu finden. Zum einen das Schreiben an sich, mit dem sich William die ganze Zeit beschäftigt, anscheinend relativ unzusammenhängend. Dann vor allem Homosexualität, vor der sich der Hauptcharakter zu Anfang fürchtet, aber gegen Ende ihr immer mehr nachgibt, ohne aber wirklich die letzten Hemmungen vor ihr zu verlieren. Auch Insekten und ähnliche Gestalten, die mal so und mal in einer Art Kreuzung mit Schreibmaschinen auftauchen und man auch nicht immer sicher sein kann, wer gerade schreibt, das Insekt beziehungsweise die Maschine, das Lee hin und wieder Sätze vorgibt oder er selbst. Der letzte, große Aspekt sind die Drogen, die Lee über den Film dauernd konsumiert und damit in immer zwischen anderen Wirklichkeitsebenen quasi wechselt.
Das alles dient der Veranschaulichung des kreativen Schaffens des Schreibers, der in Naked Lunch Darsteller und Autor in einem ist. Die Abschaffung und Zerstörung der Logik, die jedem kreativen Prozess im Wege steht ist ein offensichtliches Ziel Lees durch den Drogenkonsum. Im Film selbst gibt es eine kurze Zwischenszene, in der er wohl klar ist und mit seinen beiden Freunden vom Anfang redet, die ganz begeistert von seinem Geschriebenen sind. Als sie daraus vorlesen, erkennt William und auch ich, der Zuschauer, keine dieser Zeilen.

Hustlers of the World,
there is a Mark, you cannot beat:
The Mark inside …
(William S. Burroughs)

Meinung:
Naked Lunch ist ein kafkaesker Trip durch die Surrealität des Kreativen Schaffens. Pervers, Eklig, Brutal. Viel zu interpretieren gibt es und alles zu verstehen fällt sicherlich recht schwer, vor allem, da es sich um eine Art Biographie William S. Burroughs handelt. Auf jeden Fall ein interessanterer Streifen, das Autor/Akteur Prinzip überzeugt und verwirrt zugleich. Das anfängliche Zitat eines mittelalterlichen, islamistischen Religionsführer (Hassan-I Sabbah) zieht sich wie ein roter Streifen durch den gesamten Film:

Nichts ist wahr; Alles ist erlaubt.

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