17. Februar 2012

Menschenfeind




Jahr: 1998

Genre: Thriller

Regie: Gaspar Noé

Schauspieler: Philippe Nahon








Plot:
Zuerst wird die Vorgeschichte, die im Kurzfilm Carne gezeigt wird, kurz angerissen und etwas erweitert. Der Metzger, dessen Eltern in einem deutschen KZ ums Leben gekommen sind, wurde von der Mutter der gemeinsamen Tochter verlassen. Jahre später hegt er den Verdacht, Cynthia, seine Tochter, sei vergewaltigt worden und richtet den mutmaßlichen Missetäter übel zu, worauf er ins Gefängnis kommt. Er muss Metzgerei und Wohnung verkaufen und kann nach seiner Entlassung seiner Tochter nicht mehr wirklich unter die Augen treten, worauf er sich mit einer Barbesitzerin, die er geschwängert hat, in ein neues Leben aufmacht, mit dem Versprechen, sie finanziere ihm eine neue Metzgerei.
Am Anfang der Geschichte von „Menschenfeind“ lebt der Metzger mit seiner schwangeren Freundin, die er nur die Dicke nennt, bei  deren Mutter, die Alte, in einem Vorort nördlich von Paris. Da der Protagonist vom Geld der Dicken abhängig ist, die keinen Hehl mehr daraus macht, dass sie ihm wohl doch nicht die versprochene Metzgerei kauft, erniedrigt sie ihn und zwingt den Metzger diverse andere Jobs anzunehmen. Als dieser sich das nicht mehr gefallen lassen will kommt es zum handfesten Streit zwischen den Beiden und er tritt ihr in den Unterleib und prügelt auf sie ein. Daraufhin flieht er mit 300 Francs und einer Pistole mit drei Kugeln zurück nach Paris. Dort mietet er sich in das Hotelzimmer ein, indem er seine Tochter gezeugt hat und versucht sich durchzuschlagen, muss aber feststellen, dass ihm niemand helfen will. Kein alter Freund kann oder will ihn unterstützen und Arbeit bekommt er aus verschiedenen Gründen auch keine. In diese Sackgasse getrieben entwickelt der Metzger seinen Hass auf die Menschheit und alles, was mit ihr zu tun hat, immer weiter. Das einzige auf der Welt, was ihm noch etwas bedeutet, ist Cynthia, seine Tochter. Er beschließt, dass er etwas an den Dingen ändern muss.

Über den Film:
Menschenfeind spielt sich fast ausschließlich im Kopf des Metzgers ab. In fast allein Einstellungen ist sein Gesicht oder Teile davon zu sehen und der Film wird von gedanklichen Monologen des Protagonisten dominiert. Diese beziehen sich meist auf das gerade erlebte und sind durchzogen von depressiven, nihilistischen, soziopathischen, teils rassistischen und vor allem misanthropischen Gedanken geprägt. So reduziert er beispielsweise anfangs das Leben an sich auf die drei Punkte „Leben, Fortpflanzen, Sterben“ und ist froh, seinem zweiten Kind diese Hölle erspart zu haben. Er verneint Liebe und Zuneigung und ist der Überzeugung, das sind nur Begriffe um sich mit diesen an anderen zu bereichern. Gerechtigkeit und Moral sollte jeder für sich selbst definieren und das System, das aufgrund dessen, das es von ihm Unbekannten und schon längst verstorbenen Menschen geschaffen sei, sei abzulehnen. Es ist seiner Meinung nach unfair, da das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich zu groß und unüberwindbar ist. Da sei es nur verständlich, wenn die erniedrigten Armen ab und an mal gewalttätig werden.
Immer wieder gibt es Einblendungen von Wörtern oder Schriftzügen, die wie ein Gewehrschuss auf den Zuschauer treffen, um gedachtes oder gesehenes zu Untermauern. Passieren tut sonst relativ wenig, der Film ist, wie schon geschrieben, fast ein einziger Monolog des Metzgers, der über die Zeit hin seine eigene Philosophie über das Leben entwickelt und versucht, damit zurechtzukommen und sich an das einzige hält, für das er wirklich Liebe empfinden kann. Doch was ist der gerechte und moralischste Ausweg für sie und ihn in dieser Situation?

Jedem seine Moral. Jedem seine Gerechtigkeit.

Meinung:
Gaspar Noés Fortsetzung seines Kurzfilms Carne ist stilistisch dem recht ähnlich. Es geht um einen Menschen, der mit einer sich immer weiterentwickelnden, misanthropischen Haltung versucht durchs Leben zu kommen. Dabei sind manche Szenen nicht leicht zu verdauen. Nicht ohne Grund gibt es gegen Ende des Films eine Einblendung: „Sie haben30 Sekunden um die Vorführung dieses Films abzubrechen. GEFAHR!“. Die darauf folgende Szene ist tatsächlich sehr krass. Wer hier jetzt Splatter und Gore im Stile von SAW erwartet, der sollte sich den Film nicht ansehen. Es folgt ein Höhepunkt, der zwar auch blutig, aber vor allem geistig brutal ist und nicht für jeden leicht zu verdauen sein sollte.
Menschenfeind wird nicht jedem gefallen, aber er ist es wert, geschaut zu werden. Wie man mit dem Gesehenen umgeht, dass muss jeder für sich alleine entscheiden.

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