Genre: Thriller
Regie: Gaspar
Noé
Schauspieler: Philippe
Nahon
Plot:
Zuerst wird die Vorgeschichte, die im Kurzfilm Carne
gezeigt wird, kurz angerissen und etwas erweitert. Der Metzger, dessen Eltern
in einem deutschen KZ ums Leben gekommen sind, wurde von der Mutter der
gemeinsamen Tochter verlassen. Jahre später hegt er den Verdacht, Cynthia,
seine Tochter, sei vergewaltigt worden und richtet den mutmaßlichen Missetäter
übel zu, worauf er ins Gefängnis kommt. Er muss Metzgerei und Wohnung verkaufen
und kann nach seiner Entlassung seiner Tochter nicht mehr wirklich unter die
Augen treten, worauf er sich mit einer Barbesitzerin, die er geschwängert hat,
in ein neues Leben aufmacht, mit dem Versprechen, sie finanziere ihm eine neue
Metzgerei.
Am Anfang der Geschichte von „Menschenfeind“ lebt der
Metzger mit seiner schwangeren Freundin, die er nur die Dicke nennt, bei deren Mutter, die Alte, in einem Vorort
nördlich von Paris. Da der Protagonist vom Geld der Dicken abhängig ist, die
keinen Hehl mehr daraus macht, dass sie ihm wohl doch nicht die versprochene
Metzgerei kauft, erniedrigt sie ihn und zwingt den Metzger diverse andere Jobs
anzunehmen. Als dieser sich das nicht mehr gefallen lassen will kommt es zum
handfesten Streit zwischen den Beiden und er tritt ihr in den Unterleib und
prügelt auf sie ein. Daraufhin flieht er mit 300 Francs und einer Pistole mit
drei Kugeln zurück nach Paris. Dort mietet er sich in das Hotelzimmer ein,
indem er seine Tochter gezeugt hat und versucht sich durchzuschlagen, muss aber
feststellen, dass ihm niemand helfen will. Kein alter Freund kann oder will ihn
unterstützen und Arbeit bekommt er aus verschiedenen Gründen auch keine. In
diese Sackgasse getrieben entwickelt der Metzger seinen Hass auf die Menschheit
und alles, was mit ihr zu tun hat, immer weiter. Das einzige auf der Welt, was
ihm noch etwas bedeutet, ist Cynthia, seine Tochter. Er beschließt, dass er
etwas an den Dingen ändern muss.
Über den Film:
Menschenfeind spielt sich fast ausschließlich im Kopf des
Metzgers ab. In fast allein Einstellungen ist sein Gesicht oder Teile davon zu
sehen und der Film wird von gedanklichen Monologen des Protagonisten dominiert.
Diese beziehen sich meist auf das gerade erlebte und sind durchzogen von
depressiven, nihilistischen, soziopathischen, teils rassistischen und vor allem
misanthropischen Gedanken geprägt. So reduziert er beispielsweise anfangs das
Leben an sich auf die drei Punkte „Leben, Fortpflanzen, Sterben“ und ist froh,
seinem zweiten Kind diese Hölle erspart zu haben. Er verneint Liebe und
Zuneigung und ist der Überzeugung, das sind nur Begriffe um sich mit diesen an
anderen zu bereichern. Gerechtigkeit und Moral sollte jeder für sich selbst
definieren und das System, das aufgrund dessen, das es von ihm Unbekannten und
schon längst verstorbenen Menschen geschaffen sei, sei abzulehnen. Es ist
seiner Meinung nach unfair, da das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich zu
groß und unüberwindbar ist. Da sei es nur verständlich, wenn die erniedrigten
Armen ab und an mal gewalttätig werden.
Immer wieder gibt es Einblendungen von Wörtern oder
Schriftzügen, die wie ein Gewehrschuss auf den Zuschauer treffen, um gedachtes
oder gesehenes zu Untermauern. Passieren tut sonst relativ wenig, der Film ist,
wie schon geschrieben, fast ein einziger Monolog des Metzgers, der über die
Zeit hin seine eigene Philosophie über das Leben entwickelt und versucht, damit
zurechtzukommen und sich an das einzige hält, für das er wirklich Liebe
empfinden kann. Doch was ist der gerechte und moralischste Ausweg für sie und
ihn in dieser Situation?
Jedem seine Moral. Jedem seine
Gerechtigkeit.
Meinung:
Gaspar Noés Fortsetzung seines Kurzfilms Carne ist
stilistisch dem recht ähnlich. Es geht um einen Menschen, der mit einer sich
immer weiterentwickelnden, misanthropischen Haltung versucht durchs Leben zu
kommen. Dabei sind manche Szenen nicht leicht zu verdauen. Nicht ohne Grund
gibt es gegen Ende des Films eine Einblendung: „Sie haben30 Sekunden um die
Vorführung dieses Films abzubrechen. GEFAHR!“. Die darauf folgende Szene ist
tatsächlich sehr krass. Wer hier jetzt Splatter und Gore im Stile von SAW
erwartet, der sollte sich den Film nicht ansehen. Es folgt ein Höhepunkt, der
zwar auch blutig, aber vor allem geistig brutal ist und nicht für jeden leicht
zu verdauen sein sollte.
Menschenfeind wird nicht jedem gefallen, aber er ist es
wert, geschaut zu werden. Wie man mit dem Gesehenen umgeht, dass muss jeder für
sich alleine entscheiden.
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